Legalisierung christlicher Kirchen in Ägypten macht Fortschritte

Vor dem Abriss geschützt

In Ägypten werden immer mehr bestehende Kirchen ohne Baugenehmigung legalisiert. Wie das zuständige Regierungskomitee mitteilte, wurden jüngst weitere 62 koptische Kirchenbauten rechtlich anerkannt. 

Kirchenkreuz neben einer Moschee in Ägypten / © Friedrich Stark (epd)
Kirchenkreuz neben einer Moschee in Ägypten / © Friedrich Stark ( epd )

Bisher seien insgesamt 1.171 Kirchen von dem Gremium überprüft und "legalisiert" worden. Dieser Prozess begann aufgrund eines im August 2016 vom Parlament beschlossenen Gesetzes.

Am 5. August untersagte ein Gericht in Alexandria zudem den Abriss einer griechisch-orthodoxen Kirche in der Provinz Beheira. Das Gericht berief sich auf eine bereits vor zwölf Jahren ergangene, aber nicht ausreichend implementierte höchstgerichtliche Entscheidung, wonach Kirchen und Moscheen gleich zu behandeln seien. Auch die Al-Azhar-Universität, die höchste Autorität des sunnitischen Islam, kam zu dem Schluss, dass das islamische Recht Kirchenbauten nicht verbietet und christliche Gotteshäuser vor dem Abriss geschützt werden müssen.

Fortschritt für christliche Glaubensgemeinschaften

Das Regierungskomitee hat die Aufgabe zu prüfen, ob Tausende christliche Kirchen, die in der Vergangenheit ohne die erforderlichen Papiere errichtet wurden, die aktuell gültigen Standards erfüllen. In den vergangenen Jahrzehnten waren viele Kirchen und Kapellen wegen der zu diesem Zeitpunkt restriktiveren Gesetzeslage ohne die nötigen erforderlichen Genehmigungen gebaut worden. Die Existenz dieser "illegalen" Gotteshäuser wird vor allem auf dem Land immer wieder von islamistischen Gruppen als Vorwand für Gewalt gegen Christen benutzt.

Das Gesetz vom August 2016 stellt für die christlichen Glaubensgemeinschaften in Ägypten einen wichtigen Fortschritt im Vergleich zu den sogenannten "Zehn Regeln" dar, die 1934 von islamistisch eingestellten Referenten des Innenministeriums der ohnehin restriktiven osmanischen Gesetzgebung hinzugefügt worden waren. Die osmanischen Gesetze untersagten etwa bis zur liberaleren Tanzimat-Phase im 19. Jahrhundert die Errichtung von Kuppeln über christlichen Gotteshäusern sowie das Anbringen und Läuten von Glocken.

Kompliziertes Genehmigungsverfahren

Nach den "Zehn Regeln" war der Bau neuer Kirchen in der Nähe von Schulen, Regierungsgebäuden, Wohngebieten, Eisenbahnlinien und Kanälen grundsätzlich verboten. Für Neubauten oder Renovierungen wurde ein überaus kompliziertes Genehmigungsverfahren festgelegt. Die strikte Anwendung dieser Regeln verhinderte den Bau neuer christlicher Kirchen in vielen Gebieten.

Um die neue Haltung der ägyptischen Regierung zu dokumentieren, ließ Präsident Abdel Fattah al-Sisi im Herzen der neuen Hauptstadt Neu-Kairo eine koptische Kathedrale - das größte christliche Gotteshaus des Nahen Ostens - und eine Moschee nebeneinander errichten. Der Brauch, Kathedrale und Freitagsmoschee nebeneinander zu bauen, war vor allem im syrischen und mesopotamischen Raum bereits früher üblich.


Quelle:
KNA