Caritas Ägypten alarmiert über neuen Armutsbericht

"Über konfessionelle Grenzen"

Die Caritas Ägypten sieht die gestiegene Armut im Land mit großer Sorge. Die Situation der unteren Einkommensschichten habe sich besonders in den vergangenen zwei Jahren verschlimmert.

Blick von der Zitadelle von Saladin in Kairo / © Prin Adulyatham (shutterstock)
Blick von der Zitadelle von Saladin in Kairo / © Prin Adulyatham ( shutterstock )

Das sagte der Vizedirektor der katholischen Hilfsorganisation, Magdy Garas, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Kairo. Laut einem jüngst veröffentlichten Regierungsbericht lebt ein Drittel der 99 Millionen Ägypter (32,5 Prozent) in Armut. 2015 waren es noch 27,8 Prozent. Für ihre Berechnung hat die Regierung die Einkommensgrenze, unterhalb der Armut beginnt, mit 736 ägyptischen Pfund (rund 40 Euro) Monatseinkommen sogar um ein Viertel niedriger angesetzt als die Armutsdefinition der Weltbank.

Über konfessionelle Grenzen

Als größte Herausforderung für die schnell wachsende Bevölkerung Ägyptens bezeichnete Garas das schlechte staatliche Bildungssystem und den fehlenden Arbeitsmarkt. Die staatlichen Schulen qualifizierten Kinder und Jugendliche nicht für besser bezahlte Jobs, von denen es in Ägypten aber auch nicht genug gebe. Privatschulen, die die Chancen ihrer Kinder verbesserten, könnten sich die meisten Eltern nicht leisten. Deshalb sei die Ausbildung von Kindern aus armen Familien ein Schwerpunkt der Caritas-Arbeit in Ägypten. "Und zwar über konfessionelle Grenzen hinweg", so Garas. "Die meisten, denen wir helfen, sind Muslime."

Der neue Armutsbericht der ägyptischen Regierung widerspricht Ankündigungen von Präsident Abdel-Fattah al-Sisi, mit seinen Wirtschaftsreformen die Situation der Armen zu verbessern. Die Regierung hatte die Veröffentlichung ihres Berichts immer wieder hinausgezögert. Laut Wirtschaftsanalysen sinkt das Staatsdefizit im laufenden Fiskaljahr auf 8,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2016 12,5 Prozent), die Löhne hielten aber mit der Inflation nicht Schritt, und der private Sektor wachse zu langsam.


Quelle:
KNA
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