Leipziger Uni und Kirche legen Streit um Paulineraula bei

Der Klügere gibt nach

In Leipzig ist der monatelange Streit zwischen Uni und evangelischer Kirche um eine Glaswand in der neuen Paulineraula beigelegt. "Wir akzeptieren die Trennung von Aula- und Chorraum", sagte der Sprecher der Landeskirche, Matthias Oelke, am Dienstag. Sachsens Landesbischof Jochen Bohl hatte lange dafür plädiert, die ganze Aula als Kirche zu weihen.

 (DR)

Das «Paulinum» auf dem Campus-Neubau der Hochschule im Stadtzentrum erinnert in seiner Gestaltung an die 1968 auf Geheiß der SED-Führung gesprengte Universitätskirche St. Pauli, um deren historische Rekonstruktion lange Zeit gerungen worden war. Unter dem Dach des Gebäudes soll die künftige Universitätsaula entstehen, an die sich ein Raum für Gottesdienste anschließt.

Das Gespräch hatte am Vortag unter der Moderation von Generalbundesanwältin Monika Harms stattgefunden. Dabei habe sich die Kirche mit dem Freistaat Sachsen, der Hochschule und der Stadt darauf geeinigt, den Konflikt «im Interesse der Sache und des Ansehens der Stadt und der Universität» zu beenden, hieß es in einer am Montagabend von Harms verbreiteten Erklärung. Der Nachfolgebau der gesprengten Kirche solle den Namen «Paulinum» und den Untertitel «Aula - Universitätskirche St. Pauli» tragen. Harms betonte, dass nach Meinung aller Beteiligten die Entscheidungskompetenzen rechtlich dem Bauherren und damit dem Freistaat Sachsen und der Universität zukämen.

Universitätsrektor Franz Häuser äußerte sich erleichtert über den Ausgang des Gesprächs. «Der öffentliche Streit hat dem Ruf der Beteiligten geschadet», sagte er. Auch das Aktionsbündnis «Neue Universitätskirche St. Pauli» um den Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, Christian Wolff, begrüßte das Ergebnis, erklärte jedoch: «Wir bedauern, dass der Dissens zur Glaswand weiter besteht.» Landeskirchensprecher Oelke betonte, dass Kirche und Universität in Fragen der Innengestaltung des Raumes «weiterhin im Gespräch bleiben». Dabei gehe es vor allem um die erhaltene Kanzel und den Altar aus der zerstörten Paulinerkirche.

In dem Schlichtungsgespräch einigten sich die Beteiligten bereits darauf, dass die stark beschädigte Kanzel restauriert wird. «Wo sie danach aufgestellt wird, ist noch offen», betonte Häuser. Die Diskussion darüber, ob die Kanzel im Aula- und Andachtsraum oder woanders Platz findet, sei innerhalb der Hochschule noch nicht abgeschlossen. Der Paulineraltar verbleibe auf Basis eines Leihvertrages bis zum Jahr 2013 in der Thomaskirche. «Leider kam die Gemeinde unserem Vorschlag, die Vereinbarung vorzeitig zu beenden, nicht entgegen», sagte Häuser. Auch hier ist über den Standort noch nicht entschieden. Generalbundesanwältin Harms hatte in Leipzig jahrelang den 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofes geleitet und setzt sich weiterhin für die Stadt ein.