domradio.de: Am Sonntag hat das Bundesland Schleswig-Holstein einen neuen Landtag gewählt. Was sagen Sie zum Ausgang der Wahl?
Dr. Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros NRW): Zunächst kann ich einmal positiv festhalten, dass die extremeren Ränder, rechts und links, eher klein geblieben sind. Zwar wird die AFD in den Landtag einziehen, jedoch hat die Linkspartei keine Fünf-Prozent erreicht. Erfreulich ist also, dass das breite politische Spektrum der Mitte gestärkt ist.
domradio.de: Die CDU hat nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 32 Prozent bekommen. Die SPD hat eine heftige Niederlage einstecken müssen. Sie verlor im Vergleich zur Wahl von 2012 mehr als drei Prozentpunkte. Was bedeutet das Wahlergebnis in Schleswig-Holstein jetzt für die Wahl in Nordrhein-Westfalen kommenden Sonntag?
Hamers: Sicherlich lässt sich an der Wahl in Schleswig-Holstein eine grundsätzliche Stimmung ableiten. Dennoch sollte man dieses Ergebnis in Hinblick auf die Wahl hier in Nordrhein-Westfalen nicht überbewerten. Sowohl die Voraussetzungen, als auch die Personen die zur Wahl stehen, sind andere, sodass es nicht 1:1 übertragen werden kann. Zugleich haben die letzten Umfragen in Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass es zwischen CDU und SPD ein ziemliches Kopf-an-Kopf-Rennen geben wird. Daher blicken wir gespannt auf den Wahlausgang am Sonntag.
domradio.de: Wir sind natürlich auch gespannt, wie viele Leute wählen gehen. Denn oft beschäftigen sich viele nicht mit den Wahlen und sind der Meinung, dass ihre Stimme überhaupt nichts bringe. Warum ist es dann so wichtig, wählen zu gehen?
Hamers: Der Gang zur Wahl bedeutet eine Teilnahme an der Demokratie. Denn eine Demokratie lebt davon, dass Menschen sich daran beteiligen, ihrer Verantwortung nachkommen und dann auch bei politischen Wahlen ihre Stimme abgeben. Folglich kann ich nur alle dringend dazu aufrufen, wirklich wählen zu gehen. Wir sind als Christen dazu berufen, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Ein ganz wichtiger Aspekt dieser Verantwortung sind die Wahlen, weil Demokratie beruht darauf, dass die politische Macht auf Landesebene alle fünf Jahre neu vergeben wird. Deswegen ist es so wichtig, dass wir wählen gehen. In anderen Ländern gehen die Menschen auf die Straße, um überhaupt wählen zu dürfen. Wir haben hier mittlerweile seit 70 Jahren das Recht zu wählen und dieses Recht dürfen wir auf gar keinen Fall vernachlässigen oder weggeben.
domradio.de: Was macht denn die Katholische Kirche um die Menschen zu motivieren, dass sie am Sonntag wählen gehen?
Hamers: Zunächst haben die Bischöfe von Paderborn, Münster, Essen, Aachen und Köln in der letzten Woche einen Wahlaufruf platziert. Hier wird deutlich gemacht, wie wichtig es ist an der Wahl teilzunehmen, Verantwortung mit zu übernehmen, und denen Respekt zu zeigen, die sich zur Wahl stellen. Zugleich haben sie an einigen Stellen aufgezeigt, was die katholische Kirche von einer kommenden Landesregierung erwartet. Insbesondere die Unterstützung von Familien und Kindern ist uns ein ganz wichtiges Anliegen, gerade in Nordrhein-Westfalen, wo leider die Armutsquote bei Kindern weiter gestiegen ist. Das halten wir für einen Skandal, wo dringend gegengesteuert werden muss.
domradio.de: Was wünschen sie sich für die Wahl am Sonntag?
Hamers: Ich wünsche mir eine hohe Wahlbeteiligung. Die Parteien in der Mitte des politischen Spektrums, die verantwortungsbewusst Politik machen und Verantwortung übernehmen, sollen gestärkt aus der Wahl hervor gehen. Zudem soll es wiederum zu einer guten Landesregierung und auch zu einer starken Opposition kommen. Denn auf diese Art und Weise wird das politische Geschick in unserem Land auch weiterhin von verantwortungsvollen Frauen und Männern bestimmt.