Laut der libanesischen staatlichen Nachrichtenagentur NNA eröffnet die Visite eine Europareise des seit Oktober amtierenden Staatspräsidenten. Aouns Wahl war ein seit Mai 2014 dauerndes Patt um die Besetzung des höchsten Staatsamtes im Libanon vorausgegangen. Vor gut einem Jahr verzichtete der Wunschkandidat der prowestlichen, von Sunniten gestützten "Allianz des 14. März", Samir Geagea, auf seine Bewerbung und machte so den Weg für die Kandidatur Aouns als Favorit der syrienfreundlichen und schiitisch geprägten "Allianz des 8. März" frei. Da der libanesische Staatspräsident stets ein maronitischer Christ sein muss, besitzt die Kirchenleitung hohen Einfluss.
Messefeier in maronitischer Gemeinde
Aoun werde außer dem Papst auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und anderen Vatikanvertretern sprechen, berichtet NNA. Anschließend sei eine Messe in der maronitischen Gemeinde Roms geplant. Die mit dem Papst verbundene orientalische Kirche unterhält in Rom unter anderem eine Pfarrgemeinde und ein Priesterkolleg. Ihre Gottesdienste feiert sie in einem eigenen Ritus und in westsyrischer Sprache.
Das politische System im Libanon beruht seit der Unabhängigkeit 1943 auf einer Aufteilung der Macht unter den verschiedenen konfessionellen Gruppen des Landes. Der Staatspräsident ist jeweils ein maronitischer Christ, der Ministerpräsident ist Sunnit und der Parlamentspräsident ein Schiit. Im Parlament sind Muslime und Christen mit je 64 Sitzen vertreten. Die Amtszeit des Präsidenten beträgt sechs Jahre ohne die Möglichkeit zur Wiederwahl.