Das Ruhrgebiet – oder wie die Bewohner liebevoll sagen "der Ruhrpott" – stand über Jahrzehnte für das, was den Industriemotor am Laufen hielt. Das Wachstum von Bergbau und der Eisen- und Stahlindustrie im 19. Jahrhundert machte das Ruhrgebiet zu der wichtigsten Montanregion Europas. Kohle und Stahl wurden in dem Bereich entlang der Autobahn 40 zwischen Essen, Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund massenhaft gefördert und produziert.
Als die Kohleförderung in den 2000er Jahren nach und nach zu Ende ging, tat man gut daran, die Halden und Stahlwerke nicht komplett dem Erdboden gleich zu machen. Viele Flächen sind beibehalten worden, dienen nun als Naherholungsgebiete, Museen und Kulturflächen. So auch die stillgelegte "Gasgebläsehalle" in Dortmund.
Phoenixhalle wird Zentrum für digitale Kunst
Anfang der 2000er-Jahre wurde diese Halle am Standort Phoenix West in Dortmund umgebaut, zum Zentrum für digitale Kunst. Unter dem Titel "Phoenix des Lumières" finden dort immer wieder Ausstellungen statt, so auch aktuell: Antoni Gaudí und Salvador Dalí sind zu Gast in Dortmund. Die spanischen Ausnahmekünstler sind dort mit nahezu allen Sinnen erlebbar.
Auf einer Fläche von 5.600 Quadratmetern erwacht die Kunst zum Leben – immersiv. 110 Videoprojektoren, 28 Lautsprecher und zehn Subwoofer werden eingesetzt, um die Bildkunst und die Skulpturen der Künstler zum Leben zu erwecken. Die Betrachter tauchen in die Kunst mit allen Sinnen ein.
60 Jahre Schaffenskunst auf Großbildleinwand
Kunst aus mehr als 60 Schaffensjahren des spanischen Künstlers Salvador Dalí (1904-1989) ist zu erleben. Die Besucher begeben sich auf eine Reise durch Landschaften und fantasievolle Welten. Dalís Werke werden beinahe dreidimensional auf die Wände und Böden der Industriehalle projiziert und musikalisch untermalt durch die britische Rockband Pink Floyd.
"Ich will, dass mein nächster Christus das Bild sein wird, das mehr Schönheit und Freude enthält als alle, die bis heute gemalt wurden", hat Salvador Dalí mal gesagt. Kaum zu glauben, denn der Künstler galt zu Lebzeiten als "Provokateur par excellence" und hatte in seiner Jugend Religionsbeleidigungen und Blasphemie gezielt eingesetzt. Umso verstörter waren viele in der Kunstszene, als Dalí in den 1950er Jahren scheinbar eine radikale Kehrtwende machte. Der Künstler bekannte sich im Zuge einer Privataudienz bei Papst Pius XII. in Rom 1949 ausdrücklich zum römisch-katholischen Glauben. Dalí begann, eine Serie von Bildern zu malen, in denen religiöse Motive eine zentrale Rolle spielen.
Nicht nur Dalí steht für eine ganz besondere Epoche der spanischen Kunst.
Antoni Gaudí gilt als Inspirationsquelle Salvador Dalís. Gaudís Spezialität sind wellenförmige Fassaden, buntes Glas sowie Mosaike, Säulen und organische Muster. Der Architekt ist innerhalb der Ausstellung mit dem von ihm gestalteten Park Güell in Barcelona zu erleben. Man wandert multimedial durch die katalanische Metropole bis zur Sagrada Familia, immer untermalt mit Musik des amerikanischen Komponisten und Pianisten George Gershwin.
Die Fertigstellung der Kathedrale erlebte Gaudí nicht mehr. Er wurde nach seinem Tode in der Krypta der Sagrada Familia beigesetzt. Im Jahr 2000 wurde von der römisch-katholischen Kirche ein Seligsprechungsverfahren für ihn eingeleitet.
Verantwortlich für diese immersive Show ist der französische Kunstaussteller culturspaces.
Es ist ein Bilderrausch in Farben, Formen und Musik. So könnte man die Ausstellung auf einen Nenner bringen. Mit dieser Art der modernen Präsentationsformen erreicht der Veranstalter auch Personen, die sich sonst die Bilder und Werke von Kunstschaffenden in Museen wohl eher nicht anschauen würden. In Dortmund rechnet man mit bis zu 250.000 Besuchern bis Jahresende. Die Show wird parallel auch in Metropolen wie Amsterdam, Paris und New York gezeigt.
Die Dauerausstellung ist bis Ende 2024 in Dortmund zu erleben, ein reguläres Ticket kostet 16 Euro.