Im Ringen um eine rechtliche Regelung des assistierten Suizids hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, einen Schutz von Personen in verletzlichen Lebensumständen verlangt. Der freie Wille müsse soweit irgend möglich vor Vereinnahmungen bewahrt werden, sagte der Limburger Bischof am Mittwoch in Berlin. Entsprechend sollten Pflege- und Betreuungseinrichtungen dafür Sorge tragen können, dass ihre Bewohner nicht mit der Frage nach einer möglichen Annahme von Suizidassistenz konfrontiert werden. Wie zuvor der Deutsche Ethikrat drang Bätzing auf eine Stärkung der Suizidprävention.
Bundeskanzler und -Präsident diesmal nicht dabei
Der Bischof äußerte sich beim traditionellen Michaelsempfang der Bischofskonferenz in der Berliner Katholischen Akademie vor Spitzenvertretern von Bundeskabinett, Parteien und Verbänden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahmen diesmal nicht teil. Beide waren in diesem Jahr aber bereits Gäste beim Katholikentag in Stuttgart.
"Aus tiefer christlicher Überzeugung halten wir den Suizid und damit auch die Suizidassistenz nicht für den richtigen Weg, um mit Krisen, schweren und belastenden Lebenssituationen und mit dem Sterben umzugehen", betonte Bätzing. "Wir sind getragen vom Glauben, dass Gott ein Freund des Lebens ist, der das Leben des Menschen schenkt und bejaht. Zugleich wissen wir um die Tragik vieler Lebenssituationen, gerade am Ende des Lebens, und maßen uns deshalb kein moralisches Urteil über die Entscheidung der individuellen Personen in ihrer ausweglos erscheinenden Situation an".
Prävention statt Suizid
Bätzing unterstrich, dass der Mensch als Sozialwesen gegenüber der Gemeinschaft einen Anspruch habe, eingebunden und angemessen versorgt zu werden. Dazu gehöre auch das Ernstnehmen seiner Sorgen und Ängste, lange bevor es zu einer akuten suizidalen Situation komme. Gerade weil der Mensch auf Gemeinschaft verwiesen und von dieser geprägt sei, "wäre es fatal, wenn im Umfeld von Personen in vulnerablen Lebenssituationen eine mehr oder weniger subtile Beeinflussung in Richtung einer Suizidentscheidung entstünde", sagte Bätzing.