"Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig", sagte er dem christlichen Magazin "chrismon" (Dienstag, online). Lindner und Lehfeldt hatten sich am Wochenende kirchlich auf Sylt trauen lassen, obwohl sie keine Kirchenmitglieder sind.
Lindners Kirchenaustritt sei keine Glaubenabsage
Lindner sagte, er habe seinen Amtseid im vergangenen Jahr bekanntlich auf Gott geschworen. Aus einer Kirche auszutreten, bedeute schließlich nicht, aus jeder Form der Spiritualität auszutreten.
Er nahm auch die evangelische Kirchengemeinde in Schutz. "Nach meinem Verständnis kommt doch der individuellen Entscheidung im Protestantismus eine besondere Rolle zu. Ich dachte, dass das damit verbundene Vertrauen auf den einzelnen Seelsorger die evangelische Glaubensgemeinschaft prägen würde. Warum wurde das Pfarrerin Zingel nicht zuteil?", sagte er. Die Pastorin Susanne Zingel hatte den Traugottesdienst in der evangelischen Kirche St. Severin in Keitum gehalten. Ob die Gemeinde für die Trauung Spenden erhalten hat, wollte Lindner nicht mitteilen. Der Gemeinde sei aber kein wirtschaftlicher Nachteil entstanden.
Lindner sagte, Zingel habe ihn in seinem Nachdenken bestärkt, eventuell in die evangelische Kirche einzutreten. Es gebe Hinweise, dass sich unter seinen Vorfahren schon im 16. Jahrhundert protestantische Theologen und Pfarrer befunden hätten. Ihn habe manche Reaktion jedoch verunsichert, sagte Lindner. In die katholische Kirche, aus der er im Alter von 18 Jahren ausgetreten sei, wolle er hingegen nicht wiedereintreten.
Reaktionen fielen unterschiedlich aus
Der evangelische Bischof von Schleswig und Holstein, Gothart Magaard, hatte die kirchliche Trauung von Lindner und Lehfeldt verteidigt. Zwar sehe die Lebensordnung der Nordkirche, zu der die Sylter Gemeinde gehört, vor, dass bei einer Trauung mindestens ein Partner Kirchenmitglied sein soll. Ausnahmen lägen jedoch im Ermessen des Seelsorgers. Die evangelische Theologin Margot Käßmann hatte in ihrer Kolumne für "Bild am Sonntag" kritisiert, hier sei es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse gegangen.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hatte erklärt, es gebe einzelne Fälle, in denen eine Pfarrperson aus besonderen seelsorglichen Gründen von den Regelungen zur Trauung abweiche und dies mit ihrem Gewissen vertrete.
Die Pfarrerin in Keitum habe entschieden, die beiden zu trauen. "Und ich muss ihr vertrauen, dass sie dies nach dem Gespräch mit dem Paar nach reiflichem Nachdenken getan hat", sagte die westfälische Präses dem "Westfalen-Blatt" (Montag). Zu den Aufgaben im Traugespräch gehöre ausdrücklich, die Möglichkeit eines Kircheneintritts anzusprechen.