Das teilte die Wahlbehörde Sonntagabend mit. Nach einem erbittert geführten Wahlkampf hat der Linkspolitiker Luíz Inácio Lula da Silva die Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien knapp gewonnen.
Auf den rechtsextremen Amtsinhaber Jair Bolsonaro entfielen 49,1 Prozent der Stimmen. Es ist das knappste Ergebnis zwischen zwei Finalisten einer Präsidentschaftswahl in Brasilien seit der Rückkehr zur Demokratie nach der Militärdiktatur (1964-1985).
"Es gibt keine zwei Brasilien, nur ein Volk."
In seiner ersten Ansprache versprach Lula am Sonntagabend, das Land zu versöhnen. "Es gibt keine zwei Brasilien, nur ein Volk." Nun sei der Moment gekommen, den Frieden wiederherzustellen und die Waffen niederzulegen. "Ich werde für 215 Millionen Brasilianer regieren", sagte der 77-Jährige in São Paulo. Seine Anhänger fanden sich dort im Zentrum zusammen und feierten den Wahlsieg.
Amtsinhaber Bolsonaro äußerte sich zunächst nicht zu seiner Niederlage. Viele Brasilianer befürchten, dass der Ex-Militär das Wahlergebnis nicht akzeptieren wird. Bolsonaro hatte im Wahlkampf das elektronische Wahlsystem infrage gestellt und mit Behauptungen über Wahlbetrug provoziert.
Tiefe politische Spaltung
Die Wahlen zeigen die tiefe politische Spaltung des größten Landes in Lateinamerika. Lula hat seine größten Unterstützer im armen Nordosten und unter den Menschen mit einem geringen und mittleren Einkommen. Bolsonaro hatte seine Anhänger im Wahlkampf mit einer gewaltigen Kampagne über die sozialen Medien mobilisiert und Fake News über seinen Kontrahenten verbreiten lassen. Auf seiner Seite standen das Militär, die Polizei und mehrheitlich Unternehmer, vor allem aus dem Agrarbusiness.
Lula war 2018 wegen Korruption und Geldwäsche zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er selbst nannte seine Verurteilung politisch motiviert. 2021 erhielt er sämtliche politischen Rechte zurück, nachdem der Oberste Gerichtshof die Urteile gegen ihn aufgehoben hatte.