Der zuletzt auf zehn Geistliche angewachsene Klerus will nun bei einer Versammlung Leitungsgremien berufen und den Aufbau der Kirchenstruktur vorantreiben.
Litauische Orthodoxe Kirche gehört zur Russischen Orthodoxen Kirche
Daneben gibt es im Land noch die Litauische Orthodoxe Kirche, die zur Russischen Orthodoxen Kirche gehört. Die Zahl orthodoxer Gläubigen in Litauen beträgt 150.000. Die meisten von ihnen sind Mitglieder der russischen Minderheit. Bisher hat die Litauische Orthodoxe Kirche den kanonischen Status einer Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche.
Die Kirchenleitung unter Metropolit Innokentij (Vasiljew) hat allerdings bereits vor vielen Monaten ein Ansuchen an Moskau um mehr Unabhängigkeit gestellt.
Metropolit Innokentij verurteilt Russlands Angriff auf die Ukraine
Metropolit Innokentij verurteilte bereits im März 2022 Russlands Angriff auf die Ukraine: "Wir verurteilen den Krieg Russlands gegen die Ukraine aufs Schärfste und beten zu Gott für sein baldiges Ende. Wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben, haben Patriarch Kyrill und ich unterschiedliche politische Ansichten und Wahrnehmungen der aktuellen Ereignisse. Seine politischen Äußerungen über den Krieg in der Ukraine sind seine persönliche Meinung. Wir in Litauen sind damit nicht einverstanden".
Es gibt allerdings in Litauen auch politische Bemühungen, die zum Moskauer Patriarchat gehörende Diözese zu verbieten.
Justinus Kiviloo wird Konstantinopler Exarchat leiten
Das neue Konstantinopler Exarchat wird vom estnischen Priester Justinus Kiviloo (61) geleitet, der Anfang Januar seinen ersten Gottesdienst in Litauen feierte. Er stammt aus der Estnischen Apostolischen Orthodoxen Kirche, die ebenfalls Konstantinopel untersteht.
Die übrigen Geistlichen des neuen Exarchats waren zuvor alle für die orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats tätig: in Litauen, Belarus und Russland. Wegen der Kriegsunterstützung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. waren die Geistlichen des neuen Exarchats in Konflikt mit der Leitung der Russischen Orthodoxen Kirche geraten.
Innokentij enthob schon 2022 fünf von ihnen des Amtes und entzog ihnen die Priesterwürde. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., verlieh ihnen wieder ihren Rang und
nahm sie in seine Jurisdiktion auf. Im März 2023 hatte Bartholomaios I. in Vilnius ein Abkommen mit der litauischen Regierung unterzeichnet, das die Errichtung des Exarchats des Ökumenischen Patriarchats in Litauen vorsah.
Die litauische Eparchie (Diözese) der Russischen Orthodoxen Kirche reagierte gelassen auf die Kirchengründung. Ihr Oberhaupt Metropolit Innokentij sagte: "Ja, ein neues Bild des religiösen Lebens entsteht in Litauen. Dieser Prozess muss als die Realität unserer Tage akzeptiert werden. Wir alle haben von Gott die Gabe der Handlungsfreiheit erhalten, aber wie wir sie nutzen, hängt von jedem einzelnen von uns ab, von unserem geistigen und moralischen Zustand!"