Frankreichs Klöster und spirituelle Tagungshäuser in Not

Lockdown braucht finanzielle Reserven auf

Die Krise kennt viele Geschädigte. Auch Frankreichs Klöster und geistliche Tagungshäuser zählen dazu. Ihnen gingen die wichtigsten Monate des Jahres verloren. Online-Verkäufe von Klosterprodukten hielten einige über Wasser.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Ordensfrauen bei der Gartenarbeit / © Thomas Louapre (KNA)
Ordensfrauen bei der Gartenarbeit / © Thomas Louapre ( KNA )

Frühlingszeit - Klosterzeit. Aber nicht in diesem Jahr, Frankreichs Ordenshäuser und geistliche Zentren stöhnen unter der Corona-Krise. Nach zwei Monaten Lockdown ist die Lage für viele von ihnen, die vor allem von der Aufnahme von Gästen leben, besorgniserregend. Denn die Frühjahrsmonate sind für spirituelle Auszeiten und Tagungen, Kommunions-, Firm- und Ehevorbereitungen traditionell die wichtigsten, wie eine Umfrage der katholischen Zeitung "La Croix" ergab.

"Es wird mindestens drei Jahre dauern, bis unser finanzielles Gleichgewicht wiederhergestellt ist", sagte der Jesuit Jean-Marc Furnon, Leiter des geistlichen Zentrums von Chatelard bei Lyon (Rhone), der Zeitung. Das Defizit allein für April beziffert er auf 60.000 bis 80.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Normalerweise sind in dem riesigen Haus täglich bis zu 80 Besucher und Auszubildende untergebracht.

Deutliches Defizit bis Jahresende

Nun hofft Furnon, bald wieder kleine Gruppen begrüßen zu können. "Aber wir müssen vorsichtig sein, weil Menschen aus allen Regionen kommen." Der Pater befürchtet ein deutliches Defizit bis Jahresende - denn wo sonst 40 Menschen an einem Tisch sitzen, sind derzeit nur 15 möglich.

Ähnlich die Lage in der bretonischen Abtei Saint-Jacut, deren Gästebereich sonst 175 Personen aufnehmen kann. Wegen der Sicherheitsabstände dürfte die Auslastung im Sommer niedrig bleiben.

Direktor Yohann Abiven: "Ohne staatliche Hilfen wie Steuersenkungen oder eine Aussetzung der Sozialbeiträge wird unser Geld für den Neustart nicht reichen - zumal unsere Gäste, vor allem ältere Menschen, sich nicht alle trauen werden zu kommen."

Auch die Prämonstratenser-Abtei Mondaye im Calvados (Normandie), die Einnahmen durch ihren Klosterladen und die Vermietung von 130 Betten hat, musste für zwei Monate komplett schließen. Drei für Juli geplante Tagungen wurden abgesagt. "Die angemeldeten Teilnehmer würden nicht kommen", bedauert Bruder Matthieu. "Wir haben ein paar Bargeldreserven", sagt er - "aber die reichen nicht länger als sechs Monate." Die Karmeliten von Avranches, die Kinderkleider für Hochzeitsprozessionen nähen, haben viele ihrer Bestellungen verloren - weil die Hochzeiten schlicht ausfielen.

Produktverkauf im Internet

Klöster, die ihre Produkte im Internet verkaufen, haben den Lockdown dagegen eher gut überstanden; manche gar ihren Umsatz etwas gesteigert. In der bekannten Zisterzienserabtei von Sept-Fons im Südwesten Burgunds etwa ging der Verkauf von Marmeladen und Käse über traditionelle Vertriebskanäle zwar um ein Fünftel zurück; die Online-Verkäufe nahmen aber um 30 Prozent zu. "Seit Mitte März funktioniert unsere Website sehr gut", meint Schatzmeister Pater Alexis.

Das Start-Up-Unternehmen Divine Box vertreibt Klosterprodukte an Online-Abonnenten. Mitgründer Come Besse sieht Dringlichkeit vor allem für Produkte mit Verfallsdatum, die mangels Besucherverkehr derzeit nicht über die traditionelle Theke gehen können. Deshalb hat Divine Box etwa einen Online-Verkauf für Käse aus der Abtei Echourgnac in der Dordogne gestartet - und verkaufte 600 Kilo Käse binnen 24 Stunden.

Auch den Benediktinern von Notre-Dame du Pesquie im okzitanischen Departement Ariege konnte das Unternehmen mit ihrem Bio-Käse von eigenen Kühen helfen. Die Benediktinerinnen von Chantelle nahe Vichy konnten zwar auch in der Krise ihre Naturkosmetik über normale Korrespondenz und über das Internet verkaufen. Doch durch die Verschiebung der Lieferketten gibt es Probleme, Pflanzen und Rohstoffe für den Nachschub zu beschaffen.

Nelly de Varine, Direktorin der Website L'Artisanat Monastique (Klosterhandwerk) in Paris, arbeitet mit 150 Klöstern zusammen. Sie war sich der schweren Zeiten bewusst, die Mönchen und Ordensfrauen mit Corona bevorstand. Frauenorden, die normalerweise nähen, empfahl sie schon früh, Stoffmasken zum Infektionsschutz herzustellen. "Binnen drei Tagen wurde die Operation gestartet. 40 Frauenklöster nahmen teil."

Seit Ostern wurden rund 10.000 Masken für fünf bis acht Euro verkauft; jeder dritte Käufer habe aus Solidarität acht Euro bezahlt.

"Die Nonnen erzählen uns, die gemeinsame Produktion habe eine großartige Atmosphäre geschaffen, weil sich alle Generationen engagierten." Die Hoffnung darüber hinaus: Die Masken fördern andere Klosterprodukte und ziehen neue Kunden auf die Website.


Ordensfrauen beziehen Betten eines Gästezimmers / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Ordensfrauen beziehen Betten eines Gästezimmers / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )
Quelle:
KNA