Katholischer Sozialverband initiiert Mindestlohn-Kampagne

Lohnuntergrenze als Armutsfalle

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung setzt sich für einen Mindestlohn von 13,69 Euro pro Stunde ein. Die aktuell 9,35 Euro seien eine "Armutsfalle". Ein bundesweiter Aktionstag soll darauf aufmerksam machen.

Autor/in:
Denise Thomas
Symbolbild Mindestlohn / © Jens Büttner (dpa)
Symbolbild Mindestlohn / © Jens Büttner ( dpa )

Wer in Deutschland nach dem gesetzlichen Mindestlohn bezahlt wird, verdient derzeit 9,35 Euro die Stunde. Zu wenig - findet die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und startet am 29. Februar die Mindestlohn-Kampagne "Kenn deinen Wert!" für christliche Werte in der Arbeitswelt. Ausdrücklich am 29. Februar, dem Schaltjahrtag, den die KAB zum Gedenktag des fiktiven "heiligen Prekarius" ausgerufen hat, um auf die prekäre berufliche Situation vieler Bürger aufmerksam zu machen.

Der aktuelle Mindestlohn ist laut KAB eine "Armutsfalle" und vergrößert die Bedürftigkeit in Deutschland - vor allem bei Familien und älteren Menschen. Denn trotz Vollzeitarbeit reiche das Gehalt nicht für die Finanzierung einer Familie. Wer eine normale 40-Stunden-Woche hat und nach dem Mindestlohn bezahlt wird, bekommt ein Monatsgehalt von 1.621 Euro brutto.

Mindestlohn muss alle zwei Jahre neu festgelegt werden

"Die Höhe des Mindestlohns ist eine gesellschaftspolitische Frage und muss sich an der EU-Definition der Armutsgefährdung von 60 Prozent des Durchschnittseinkommen orientieren", fordert deswegen die KAB-Bundesvorsitzende Maria Etl. Die katholische Organisation will einen Mindestlohn von 13,69 Euro und besteht darauf, dass die Bundesregierung den Mindestlohn entsprechend aufstockt. Das würde knapp 750 Euro brutto mehr im Monat ausmachen.

Von 2019 auf 2020 wurde der Mindestlohn um 16 Cent angehoben. Im Mindestlohngesetz steht festgeschrieben, dass der Betrag alle zwei Jahre neu festgelegt werden muss. Erst seit dem 1. Januar 2015 sind Arbeitgeber verpflichtet, ein bestimmtes festgelegtes Arbeitsentgelt zu zahlen, das nicht unterschritten werden darf. Neben dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in mehreren Branchen eigene Mindestlöhne. So gibt es in der Pflegebranche eine eigene Mindestlohnkommission, die einen Mindestlohn von 11,35 Euro im Westen Deutschlands und 10,85 Euro im Osten beschlossen hat.

Mindestlohn müsse "armutsfest" sein

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht auch fünf Jahre nach Einführung noch große Defizite bei der praktischen Durchsetzung der Lohnuntergrenze. Viele Beschäftigte würden weiterhin um den gesetzlichen Mindestlohn betrogen. "Das Hauptproblem ist, dass es immer noch viele unehrliche Arbeitgeber gibt, die sich nicht an den Mindestlohn halten", sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell der "Saarbrücker Zeitung".

Und auch mit der Höhe des aktuellen Mindestlohns ist der DGB nicht zufrieden: Er müsse "armutsfest" sein, so Körzell. Die KAB will mit ihrer Aktion in verschiedenen Städten in Deutschland auf Missstände, den Mindestlohn betreffend, aufmerksam machen.

Kampagne soll in sozialen Medien begleitet werden

KAB-Mitglieder werden am 29. Februar an öffentlichen Orten wie Marktplätzen, vpr Kirchen und in Einkaufsstraßen, über das Projekt informieren, teilte die KAB mit. Auch in den Sozialen Medien will der Verband nach eigenen Angaben die Mindestlohn-Kampagne "Kenn deinen Wert!" begleiten.

Neben dem Mindestlohn setzt sich der katholische Sozialverband grundsätzlich für faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen ein und kämpft unter anderem für den arbeitsfreien Sonntag und das Modell der Solidarischen Sockelrente, eine von Erwerbsverläufen unabhängige Basisrente, gegen die Altersarmut.


Quelle:
KNA