Lutheraner würdigen vor 25 Jahren verabschiedetes Ökumene-Dokument

"Ein Zeichen des Friedens"

Kirchenvertreter feiern 25 Jahre der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Diese Erklärung gilt als Zeichen des Friedens und fördert die ökumenische Zusammenarbeit, auch in Fragen der Eucharistie und von kirchlichen Ämtern.

Augsburger Erklärung zur Rechtfertigungslehre (KNA)
Augsburger Erklärung zur Rechtfertigungslehre / ( KNA )

Leitende Kirchenvertreter haben an die am Reformationstag vor 25 Jahren in Augsburg von Vatikan und Lutheranern verabschiedete "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" erinnert. Die Erklärung sei "Ansporn, auch in weiteren zentralen Fragen, wie etwa der gegenseitigen Anerkennung der kirchlichen Ämter und der gemeinsamen Feier der Eucharistie respektive des Abendmahls weiter voranzukommen", erklärte am Dienstag der neue Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bayerns Landesbischof Christian Kopp.

Ökumenische Einigkeit

Auch die Anglikanische Gemeinschaft, der Weltrat Methodistischer Kirchen sowie die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen haben sich mittlerweile der Erklärung angeschlossen. Dies würdigte die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), die estnische Pfarrerin Anne Burghardt: "Was als Bekenntnis von Lutheranern und Katholiken zu unserem gemeinsamen Fundament der Gnade und des Glaubens begann, hat sich zwischenzeitlich auf Methodisten, Reformierte und Anglikaner ausgeweitet. Wir sind vereint in dem Ziel, Christus in allen Dingen zu bekennen." Der LWB repräsentiert 150 Mitgliedskirchen mit mehr als 78 Millionen Menschen.

Die Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des LWB und stellvertretende leitende Geistliche der VELKD, Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, bezeichnete die Erklärung als "ein Zeichen des Friedens und gelingender Versöhnung inmitten einer Welt, die unter Kriegen und vielfältigen Formen von Gewalt und Polarisierungen leidet, die die Menschheitsfamilie spalten".

Ende der jahrhundertealten Lehrverurteilungen

Am Reformationstag 1999 wurde in der Pfarrkirche St. Anna zu Augsburg nach jahrelangen Verhandlungen die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (GER) von dem damaligen Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Edward Idris Cassidy, und dem damaligen Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Landesbischof Christian Krause, unterzeichnet. Damit hoben Protestanten und Katholiken ihre jahrhundertealten gegenseitigen Lehrverurteilungen zur Rechtfertigungslehre auf und bekundeten einen "Konsens in Grundwahrheiten".

Die Gemeinsame Erklärung gilt bis heute als das einzige ökumenische Konsensdokument in der westlichen Kirche, das offiziell anerkannt und bestätigt wurde. Praktische Auswirkungen im kirchlichen Leben gibt es bislang allerdings nicht.

Der Streit um die aus der Bibel abgeleitete Lehre von der Rechtfertigung spaltete am Ende des Mittelalters die Christen in Europa. Dabei ging es um das Zentrum ihres Glaubens: Wie bringt der Mensch sein Verhältnis zu Gott in Ordnung? Wie findet ein sündiger Mensch Gnade vor Gott? Katholiken und Protestanten beantworteten diese Fragen unterschiedlich und gingen seit dem 16. Jahrhundert getrennte Wege. Vor allem mit der Rechtfertigungslehre grenzten sich beide Kirchen rund 500 Jahre lang voneinander ab.

Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre

"Wir bekennen gemeinsam, dass der Mensch im Blick auf sein Heil völlig auf die rettende Gnade Gottes angewiesen ist. Die Freiheit, die er gegenüber den Menschen und den Dingen der Welt besitzt, ist keine Freiheit auf sein Heil hin. Das heißt, als Sünder steht er unter dem Gericht Gottes und ist unfähig, sich von sich aus Gott um Rettung zuzuwenden. Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade." So heißt es unter anderem in der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, mit der am 31.

10 Jahre Augsburger Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1 (KNA)
10 Jahre Augsburger Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1 / ( KNA )

 

Quelle:
epd