Lutherische Bischöfe gedenken an NS-Pogrome

"Unheimliche Aktualität"

Die lutherischen Bischöfe in Deutschland haben mit Blick auf den 85. Jahrestag der Novemberpogrome am 9. November einen besseren Schutz von Jüdinnen und Juden angemahnt: "Jüdisches Leben muss in Deutschland unbeschwert möglich sein".

Die Fenster eines jüdischen Druckunternehmens sind während der Berliner Kristallnacht zerbrochen / © Everett Collection (shutterstock)
Die Fenster eines jüdischen Druckunternehmens sind während der Berliner Kristallnacht zerbrochen / © Everett Collection ( shutterstock )

"Die unheimliche Aktualität des Gedenktags veranlasst uns, eine Selbstverständlichkeit zu betonen: Jüdisches Leben muss in Deutschland unbeschwert möglich sein", erklärte die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands am Montag in Hannover.

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) wurde 1948 in Eisenach gegründet. Ihr Ziel ist es, die Einheit der lutherischen Kirchen in Deutschland zu fördern und zu stärken. 

Als die Verfassungsgebende Generalsynode am 8. Juli 1948 die Verfassung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) verabschiedete, legte sie den Grundstein für eine nun 75-jährige Geschichte.

Das Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf einer Fahne / © Peter Endig (dpa)
Das Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf einer Fahne / © Peter Endig ( dpa )

Die Landesbischöfinnen und -Bischöfe der sieben VELKD-Mitgliedskirchen äußerten ihre Bestürzung darüber, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland erneut durch antisemitisch motivierte sprachliche und reale Gewalt bedroht werden: "Es ist unerträglich, wenn mitten in deutschen Großstädten antisemitische Parolen gegrölt und plakatiert werden, wenn Synagogen, jüdische Friedhöfe und Mahnmale polizeilich beschützt werden müssen, wenn jüdische Eltern Angst haben, ihre Kinder in Kitas und Schulen zu schicken."

Distanzierung von Luthers Umgang mit dem Judentum

Mit Blick auf Martin Luthers (1483-1546) berüchtigte
Schmähschriften gegen die Juden merken die lutherischen Bischöfe an: "Die Berufung auf Martin Luther verpflichtet uns zu einer ausgeprägten Sensibilität für jeden despektierlichen Umgang mit der
jüdischen Religion, ihren Gläubigen, ihren heiligen Orten und ihren Symbolen. Luthers antijudaistische Schmähungen, auf die sich auch die Nationalsozialisten in ihrem antisemitischen Furor berufen haben, stehen für uns im denkbar größten Gegensatz zu dem Glauben an den einen Gott, der sich in dem Juden Jesus offenbart hat."

Frieden und Respekt im Land stärken

Die Bischofskonferenz rief alle in Deutschland lebenden Menschen dazu auf mitzuhelfen, "die Nation des einstigen Naziterrors zu einem Land des friedlichen Miteinanders und gegenseitigen Respekts zu machen und als solches zu erhalten". Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) wurde 1948 in Eisenach gegründet. Ihr gehören heute sieben Landeskirchen mit rund 7,8 Millionen evangelischen Christen an.

Die Bischofskonferenz tagt am 9. November in Ulm als Auftakt zur Generalsynode der VELKD, die bis zum 13. November dauert. Sie ist verbunden mit der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) vom 11. bis 15. November und der Versammlung der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) vom 11. bis 13. November.

Die Kirche und der Nationalsozialismus in Deutschland

Pflicht, Opfer, Vaterland: Als Hunderttausende katholischer deutscher Soldaten ab 1. September 1939 in den Zweiten Weltkrieg zogen, vermieden die meisten Bischöfe politische Stellungnahmen. Einzig der Münsteraner Bischof Clemens August von Galen rechtfertigte den Krieg unter Verweis auf den "ungerechten Gewaltfrieden" von Versailles 1918.

Turm der St. Matthiaskirche in Berlin (shutterstock)
Quelle:
epd