"Konkret brauchen wir aus meiner Sicht ein Ende der Verjährungsfristen", sagte er der "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Das wäre ein zentrales Signal an die Opfer, und Tätern wäre klar, dass sie mit ihren Verbrechen nicht davon kommen werden."
Aus dem Fall des Anfang Dezember entpflichteten Pfarrers von Bedburg-Hau werde das Bistum eine Lehre ziehen: "Wir brauchen in solchen Fällen nicht nur eine Therapie, sondern auch ein wissenschaftlich fundiertes forensisches Gutachten." Ein solches werde für das Bistum nun immer die Grundlage für die Entscheidung sein, ob ein auffällig gewordener Priester wieder eingesetzt werde.
Konkreter Fall in Bedburg-Hau
Der Pfarrer von Bedburg-Hau hatte bereits zuvor an zwei Orten Erwachsene sexuell bedrängt und daraufhin eine Therapie gemacht. Experten zufolge bestand kein erhöhtes Rückfallrisiko, sodass das Bistum ihn in Bedburg-Hau erneut einsetzte. Dort soll er nach einem Bericht der "Rheinischen Post" an zwei 19-Jährige und einen fast volljährigen Messdiener zahlreiche SMS-Nachrichten mit sexuellen Aufforderungen gesendet haben.
Die Kirche sei kein Staat im Staat und agiere nicht losgelöst von externer Aufsicht oder Begleitung, sagte der Bischof. "Im Bistum Münster leiten wir - wie es jetzt auch in Bedburg-Hau geschehen ist - jeden Verdachtsfall sexuellen Missbrauchs an die Staatsanwaltschaft weiter. Dort, und nicht in der Kirche, muss entschieden werden, wie weiter vorzugehen ist."
Präventionsmaßnahmen schon in der Priesterausbildung
Präventionsmaßnahmen zum sexuellen Missbrauch müssten schon in der Priesterausbildung ansetzen, so Genn. Da geschehe aktuell schon sehr viel. "Ich würde niemanden zum Priester weihen, von dem ich den Eindruck habe oder über den mir die Verantwortlichen in der Priesterausbildung berichten, dass er sexuell unreif ist." Außerdem würden in allen Pfarreien gerade institutionelle Schutzkonzepte erarbeitet.
Fälle von sexuellem Missbrauch werden nach Einschätzung von Genn Kirche und Gesellschaft immer weiter begleiten. Es gehe dabei immer auch um den Missbrauch von Macht: "Von daher, aber auch nicht nur deshalb, müssen wir die Macht in der Kirche neu verteilen - angefangen beim Bischof selbst und weiter innerhalb der und zwischen den kirchlichen Berufsgruppen, zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, zwischen Frauen und Männern."