domradio.de: Sie werden natürlich singen, dazu haben der chinesische Chorverband und die Organisation "Palm International Culture Development" eingeladen, oder?
Oliver Sperling (Chorleiter des Mädchenchores am Kölner Dom): Wir werden in Peking, in Changsha und Wuhan, in den für unsere Dimensionen sehr großen Konzertsälen singen und sind ansonsten noch in Ningbo und Shanghai. In Ningbo gibt es ein Chorfestival, bei dem wir auch Workshops machen. In Peking werden wir auch mit einer Grundschule und einer Mittelschule zusammenarbeiten, es wird also sehr interaktiv.
domradio.de: Und das Interesse der Chinesen an unserer Musik ist groß?
Sperling: Das ist grundsätzlich so. Das Interesse gilt speziell der deutschen Chormusik. In diesem Jahr sind bereits so berühmte Chöre wie der Thomanerchor und der Dresdner Kreuzchor als Knabenchöre da gewesen. Da ist die Mädchenchorliteratur etwas ganz spezielles, was eben nicht so häufig vorkommt. Es sind aber schon Mädchenchöre vor Ort gewesen, zum Beispiel im letzten Jahr die Ulmer Spatzen, die bei uns auch noch zu Gast sein werden. Jetzt sind wir natürlich gespannt, wie das Publikum auf uns reagieren wird.
domradio.de: Sie haben ja nicht nur sakrale Musik im Gepäck. Gab es da eine Abstimmung zwischen dem Gastgeber und Ihnen, nicht zu viel Kirchenmusik aufzuführen?
Sperling: Das war eine sehr interessante Frage. Es ist nicht zu einem Problem geworden, weil die Chinesen offensichtlich Komponisten wie Bach und Mendelssohn als deutsche Komponisten sehr schätzen und mögen. Neben der geistlichen Musik haben wir auch deutsche Volkslieder dabei. Wir haben zwei chinesische Lieder einstudiert, bringen aber natürlich auch eine kölsche Note mit zwei entsprechenden Liedern ein. Darunter der Klassiker: "Am Dom zo Kölle".
domradio.de: Sie haben Musik einstudiert, wie es mit Sitten und Bräuchen in China ist?
Sperling: Also es ist das erste Mal, dass wir überhaupt in China und in Asien generell unterwegs sind. Wir haben uns vorab auch etwas kundig gemacht durch ehemalige Sängerinnen, die aus China kommen. Wir sind sehr gespannt, wie wir die Fülle und die Frage von Nähe, Distanz, Privatsphäre und Öffentlichkeit in den Städten erleben werden. Ich hoffe, wir sind beim Kofferpacken auf Vieles vorbereitet. Manches wird man aber wirklich erst vor Ort erleben können.
Das Gespräch führte Tobias Fricke.