domradio.de: Vor gut zwei Wochen haben wir zusammen auf diese Reise vorausgeblickt. Wie sind denn unsere Chorsängerinnen in China angekommen?
Oliver Sperling (Chorleiter des Mädchenchors am Kölner Dom): Bedingt durch den langen Flug und die Zeitumstellung waren wir schon geschlaucht, sind dann aber sofort in die chinesische Kultur eingetaucht. Wir haben China mit Peking in seiner Mitte erlebt und waren bei einem Besuch des Himmeltempels sofort drin. Den Jetlag hat man dann schnell vergessen. Ich habe jetzt eher Probleme als beim Hinflug.
domradio.de: Sie hatten ein volles Programm, täglich ein Konzert, einen Workshop gleich in der ersten Woche, ein volles touristisches Programm - mit der Chinesischen Mauer und dem Tempel, den sie erwähnt haben. Sie waren im Museum und wurden im Deutschen Generalkonsulat von Shanghai empfangen. Hat das die Mädchen nicht auch geschlaucht?
Sperling: Es war natürlich anstrengend. Wir haben viel im Zug gesessen, im Flieger und im Bus, aber die Mädchen haben die Gabe, sich direkt zu entspannen und einfach zu schlafen. Manche können sich in den Stuhl setzen und nutzen dann die Zeit. Ich glaube, dass alles ganz glücklich gelaufen ist. Wir haben kaum wirkliche Ausfälle gehabt bei den Konzerten. Der größte Feind waren eigentlich die Klimaanlagen. Wir hatten 20 bis 25 Grad, so dass dieser Schock auf die kühle Luft für einige schwierig war. Teilweise waren es gar keine Erkältungserscheinungen, sondern Allergien, so dass die Nase und der ganze Atemapparat ein bisschen beeinträchtigt war. Aber die Mädels - wenn sie was hatten - haben das toll weggesteckt oder haben diese Umstellung sehr gut überstanden.
domradio.de: Sie und ihre Begleitpersonen haben natürlich auf die Mädchen gut aufgepasst, aber vermutlich gab es auch viele Fotoattacken auf die Sängerinnen oder?
Sperling: Ja, das war schon wirklich heftig. Abgesehen von wirklich offiziellen Dingen mit Fototerminen war es so, dass überall, wo wir aufgetaucht sind, welche kamen. Das war fast schon ein touristisches Programm. Wir waren darauf vorbereitet und wussten, dass das teilweise schon etwas distanzlos sein kann, aber so in der Gruppe ist das dann auch leichter zu ertragen. Man wundert sich schon, wenn jemand kommt und freundlich fragt. Die Mädchen haben so allerdings auch viele, viele Begegnungen gehabt, die dadurch auch sehr unkompliziert waren.
domradio.de: Wie war das für Sie als Chorleiter? Hatten die Chinesen auch an Ihnen Interesse?
Sperling: Ja, nach Workshops und Konzerten war es ein bisschen so, dass man sich wie ein Superstar fühlte. Ich musste auch für Fotos herhalten. Ich weiß gar nicht, wie viele Menschen da gekommen sind - sowohl aus dem Publikum, als auch Mitarbeiter der Konzerthallen, bis hin zu einem Fototermin in Ningbo, wo wir in einem wirklich tollen Fünf-Sterne-Hotel untergebracht waren. Der Hoteldirektor hatte dort zum Fototermin gebeten und musste das mit mir auch noch einmal alleine machen. Tolle Erlebnisse!
domradio.de: Sie waren natürlich nicht immer im Fünf-Sterne-Hotel und Mädchen sind ja, mit Verlaub, auch mal zimperlich. China ist ja auch nicht das Land, das im Hygieneranking in den Top Ten rangiert. Wie ist das, wenn man mal in der Öffentlichkeit das Stille Örtchen aufsuchen muss - in der Verbotenen Stadt zum Beispiel?
Sperling: Es war toll, wie die Mädchen sich darauf eingestellt haben. Die haben natürlich ihr Hygienezeug dabei gehabt, also Spray oder Tücher. Die wurden auch reichlich genutzt oder herumgegeben. Der Austausch - wenn es mal nötig war - hat vor allem mit den weiblichen Begleitpersonen sehr gut funktioniert. Man hat sich immer irgendwo geholfen und umso mehr gefreut, wenn man in Hotels wieder wunderbare Bedingungen hatte.
domradio.de: Wie haben Sie den Straßenverkehr in China erlebt?
Sperling: Einen Blinker braucht man nicht, man hat die Hupe. Das reicht total aus. Das ist schon heftig für uns zu sehen, aber erstaunlicherweise passieren viel weniger Unfälle. Auf der ganzen Reise habe ich nur zwei wahrgenommen. Es funktioniert auch so. Es ist manchmal etwas heftig. Der letzte Busfahrer nach Shanghai, der hat schon sehr kurzfristig auf die Bremse getreten, da mussten wir etwas die Luft anhalten.
domradio.de: Haben Sie es hingekriegt, mit Stäbchen die Suppe zu löffeln?
Sperling: Die Suppe nicht, aber den ganzen Rest. Ich bin nicht nur nicht verhungert, sondern ich habe das wirklich genossen.
domradio.de: Wissen Sie schon, wo es als nächstes hingeht?
Sperling: Im Augenblick noch nicht. Viele Ideen sind im Kopf, aber wir bereiten uns jetzt erst einmal auf das Normale vor. Am Sonntag ist Hochamt im Dom mit den Kleinen, mit dem Nachwuchs, und dann werden wir mal sehen. Jetzt steht ja auch erst einmal Weihnachten vor der Tür.
Das Gespräch führte Tobias Fricke.