Magdeburger Bischof Gerhard Feige seit 40 Jahren Priester

Ein Mann der klaren Worte

Gerhard Feige empfing am 1. April 1978 die Priesterweihe in Magdeburg. Der Ökumene-Bischof ist Ostdeutschlands dienstältester katholischer Oberhirte. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn es um Missständen in Kirche und Gesellschaft geht.

Autor/in:
Gregor Krumpholz und Karin Wollschläger
Bischof Gerhard Feige  / © Jens Wolf (dpa)
Bischof Gerhard Feige / © Jens Wolf ( dpa )

Magdeburgs katholischer Bischof Gerhard Feige ist ein Mann deutlicher Worte. Vor wenigen Tagen mahnte er seine Priester: "Unser Auftrag ist es nicht, verbiestert darüber zu wachen, dass auch alle den Normen gerecht werden oder draußen zu bleiben haben. Kirche ist ja weniger eine elitäre Besserungsanstalt als ein populärer Ort der Gnade und des Heils." Feige ist ein Optimist, der aus den Realitäten immer das Beste zu machen versucht.

Mit 26 Jahren zum Priester geweiht

Und der Realitäten sind viele: Sinkende Katholikenzahlen (aktuell: 83.500) im schon weitgehend kirchenfernen Sachsen-Anhalt, prekäre Kirchenfinanzen, immer mehr rechtspopulistische Tendenzen in der Gesellschaft und große Herausforderungen bei der Integration der Zuwanderer. Doch Feige sagt: "Lassen wir uns von der kirchlichen und gesellschaftlichen Situation nicht negativ beeinflussen!" Am Ostersonntag feiert er sein 40-jähriges Priesterjubiläum.

Nachdem er 1978 in Magdeburg mit 26 Jahren zum Priester geweiht worden war, führte ihn sein Weg rasch in die Wissenschaft. In Erfurt forschte und lehrte er schließlich als Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ostkirchenkunde. In dieser Zeit reifte sein Interesse für die Ökumene.

Ökumene-Bischof

Auf diesem Gebiet zählt er zu den profiliertesten katholischen Experten. So begleitete er schon die Vorbereitung des 2017 gefeierten "Reformationsjubiläums" intensiv und kritisch. Er warnte die evangelische Kirche - mit Erfolg - vor einer "Jubel- und Profilierungsfeier des Protestantismus mit antikatholischen Spitzen". Stets wählt Feige dabei die Worte mit Bedacht und einen Ton, der nicht verprellt. Seine protestantischen Kolleginnen und Kollegen schätzen ihn auch deshalb sehr.

Der "Ökumene-Bischof" der Deutschen Bischofskonferenz, den Papst Franziskus 2014 in den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen berief, leidet zugleich daran, dass im hochkomplexen "Geschäft" der Ökumene die kleinen, aber theologisch bedeutsamen Schritte mitunter öffentlich gering geschätzt werden.

Wortstarker Analytiker

Kritisch geht er dabei auch mit den eigenen Amtsbrüdern ins Gericht: "Manche Vertreter der katholischen Kirche scheinen auch immer noch einem 'identitären Kirchenbild' verhaftet zu sein." Sie erweckten dann den Eindruck, immer nur nach Argumenten zu suchen, weswegen die Trennung auf jeden Fall zu erhalten sei, statt sich leidenschaftlich und verantwortungsvoll für die Einheit einzusetzen.

Feige, der 1999 Weihbischof im Bistum Magdeburg wurde und 2005 Leo Nowak als Diözesanbischof nachfolgte, ist bewusst, dass nur deutliche, klare Worte Gehör finden - und dass es einer vernehmbaren Stimme aus Ostdeutschland bedarf. Dort ist er nun der dienstälteste katholische Bischof und ein profunder und wortstarker Analytiker der kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen.

So bilanzierte er zum 28. Jahrestag des Mauerfalls im vergangenen November: "Noch immer gibt es große Unterschiede, viele im Osten fühlen sich um Lebensjahre betrogen, nicht ernst genommen." Er räumte ein, dass sie vielleicht "auch nicht so richtig in der Demokratie angekommen oder von ihr enttäuscht" seien. Zugleich warnte der Bischof aber davor, allein dies für die hohen Wahlerfolge der AfD verantwortlich zu machen: "Die AfD ist ein gesamtdeutsches Problem, kein reines Problem des Ostens."

Diaspora als schöpferische Minderheit

Deutlich wie kein anderer katholischer Ostbischof rügt Feige rechtspopulistische Entwicklungen und macht deutlich, warum diese nicht mit christlichen Positionen vereinbar sind. Er ließ eine praxisorientierte Broschüre drucken zum Umgang mit dem Phänomen - auch in Kirchengemeinden.

In seinem Amt sieht Feige sich "weder als Funktionär, der bestimmte Positionen einfach nur durchstellt, noch als jemand, der dem Zeitgeist hinterherläuft". Er wirbt dafür, dass die Christen sich "als schöpferische Minderheit verstehen", anstatt ihre Diasporasituation nur als "Unglücksfall" zu deuten. "Wacht und betet" (Vigilate et orate) lautet der bischöfliche Wahlspruch Feiges. Für ihn bedeutet das "engagierte Gelassenheit", die sich immer wieder bewähren muss.


Quelle:
KNA
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