Dies sagte der Bischof von Passau am Samstag bei der Maiandacht in Altötting. "Ich wünsche uns, dass wir so hinausgehen, versöhnungsbereit mit jedem Menschen, aber auch zeugnishaft für die Wahrheit, dass wir bei ihr bleiben, der Siegerin in allen Schlachten, und dass wir mitten darin immer neu den Frieden erfahren dürfen."
Wahrheit und Liebe
Wenn man auf die Kirche in der heutigen Gesellschaft und ihren Zustand blicke, frage man sich bisweilen: "Ist jetzt Kampf dran und Zeugnis und Aufstehen oder ist Friede und Gebet und aufeinander zugehen dran?" Auch hier sei die Antwort, so der Bischof: beides. Denn es gehe um zwei Aspekte, der eine sei die Wahrheit, der andere die Liebe oder das Engagement.
Dabei ging Oster auch auf Polarisierungen in der Kirche ein. Die einen brächten sich mit viel Hingabe in soziale oder ökologische Tätigkeiten ein, scherten sich aber wenig um Fragen der Liturgie. Die anderen wiederum hätten die Wahrheit so inhaliert, dass sie sich gewissermaßen "in ihrer kirchlichen Landschaft einigeln möchten" und alle anderen für verdammt hielten. Die von ihm geschilderten Klischees dürften vermutlich jedem schon untergekommen sein, so Oster. Denn wenn man ein gläubiger Mensch sei, lebe man mitten in der Welt von heute und sei gleichzeitig im Herzen der Kirche verankert.
Kirche und Gesellschaft - kein leichtes Verhältnis
Längst sei es nicht mehr selbstverständlich, dass die Werte der Gesellschaft und jene der Kirche automatisch miteinander gingen, gab Oster zu bedenken. "Aber wir wären doch so gerne Kinder dieser Zeit und Gesellschaft und würden so gar nicht gerne anecken." Umgekehrt ließe sich auch sagen, "wir sind doch so gerne Kinder der Kirche und würden uns so ungern mit der bösen Welt beschmutzen lassen". Seit es die Kirche gebe, gebe es auch ein Spannungsverhältnis mit der Welt. Das lasse sich nicht einfach lösen, weil es letztlich um das Verhältnis von Wahrheit und Liebe zueinander gehe.
Der Bischof verwies auf Jesus Christus, der die Wahrheit sage - wo es nötig sei, manchmal auch rücksichtslos. Anderseits gebe es auch den zunehmend stummer werdenden Jesus am Ende seines Lebensweges. Doch Jesus sei nicht verdächtig, für die Wahrheit zu kämpfen und heimlich nur sich selbst zu meinen. Ihm gehe es darum, in allem den Willen des Vaters zu tun.