Das sagte Kohlgraf am Wochenende in Mainz. Durch die Auseinandersetzung mit der Welt verändere sich Kirche mehr, als dass sie die Welt inspiriere.
Weiter sagte der katholische Bischof laut Pressemitteilung, das weitere Auseinanderklaffen und "der Bedeutungsverlust der christlichen Botschaft" dürften nicht einfach als Tatsache hingenommen werden. Die Kirche dürfe weder rein weltlich werden noch sich "dem Prozess der Transformation" entziehen: "Beide Versuchungen gab und gibt es immer wieder."
"Die Kontur nicht verlieren"
Veränderungen könnten belastend sein, räumte Kohlgraf ein und fügte hinzu: Aber "die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, war nie katholisch". Sich der Wirklichkeit zu stellen, sei wohl eines der herausragenden Merkmale des Katholischen, weil es dem Wesen Gottes entspreche. "Billiger geht es dann für die Kirche auch nicht", so der Theologe.
Die Auffassung, dass Glaubenswahrheit über Jahrhunderte von den Realitäten unberührt überliefert worden sei, werde der Realität und der Lebendigkeit kirchlichen Lebens nicht gerecht. Sowohl der einzelne als auch die Kirche hätten um den Glauben gerungen. Kohlgraf weiter: "Dabei hat sie ja nicht einfach ewig gültige theoretische Lehrsätze wiederholt, sondern sie hat selbst von ihren Adressaten gelernt, das Evangelium immer neu zu verstehen." Die Kunst bestehe darin, "sich neu konstituieren zu lassen, ohne die Kontur zu verlieren".