DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie den Synodalen Weg?
Bischof Peter Kohlgraf (Bischof von Mainz): Gestern war natürlich ein sehr spannungsreicher Nachmittag. Irgendwo war ich schon ein Stück enttäuscht und schockiert über das Abstimmungsergebnis und das Verhalten.
Das ist ja auch offen kommuniziert worden. Ich glaube, wir müssen uns als Bischofskonferenz auch nochmal wirklich zusammensetzen und die Positionen besprechen. So geht es nicht.
DOMRADIO.DE: 33 Bischöfe haben diesem Papier, was zwei Jahre lang erarbeitet wurde, nur zustimmen können. Es gibt aber 69 Bischöfe. Man kann eigentlich nicht mal sagen, dass die Mehrheit der Bischöfe hinter diesem Papier steht.
Kohlgraf: Einige waren auch nicht da. Einige haben offenbar auch nicht abgestimmt. Insofern kann man sagen, dass doch über 50 Prozent der anwesenden Bischöfe für dieses Dokument gestimmt haben. Und das, finde ich, ist, bei aller Schwierigkeit, die ich sehe, auch ein Signal. Also, es ist keine Ablehnung der Mehrheit der Bischöfe.
DOMRADIO.DE: Sehen Sie nicht eine Zerrissenheit der Bischöfe in dieser Frage?
Kohlgraf: Die ist sicherlich da und das muss auch thematisiert werden. Vielleicht müssen wir auch noch mal lernen, die Zerrissenheit in der Bischofskonferenz offen zu benennen und offen zu thematisieren.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie jetzt zurück nach Mainz kommen, in Ihre Gremien, und dort wieder mit der Stimmungslage konfrontiert werden, was erwartet Sie denn da?
Kohlgraf: Ich befürchte, dass ich den Scherbenhaufen - wenn ich das mal so sagen darf - der gestrigen Sitzung in den nächsten Monaten werde aufräumen müssen und immer wieder thematisieren müssen.
Ich habe ähnliche Diskussionen in der Jugend geführt. Ich habe die in den Räten, ich habe die mit mit der kfd im Bistum, ich habe die mit den mit verschiedenen Gruppe. Das wird Thema sein.
Auf der anderen Seite habe ich mich in Interviews klar positioniert, aber auch gestern. Wir werden in den nächsten Wochen die zwei Beauftragten für die queere Pastoral in den Dienst senden. Wir werden unseren Weg weitergehen, auch im Sinne dessen, was das Papier formuliert.
DOMRADIO.DE: Aus Köln zum Beispiel haben vier Bischöfe dagegen gestimmt und signalisiert, dass sie das nicht umsetzen. Was bedeutet das für die katholische Kirche in Deutschland?
Kohlgraf: Für mich als Bischof in Mainz habe ich Verantwortung für meine Diözese. Wir machen das. Wir gehen diesen Weg weiter. Es sind zarte Pflänzchen, so habe ich es genannt, und die dürfen wachsen. Auf diesem Weg gehen wir weiter. Und ehrlich gesagt, auch in Köln - ich bin Kölner - soll mir niemand erzählen, dass das nicht auch pastorale Realität ist.
DOMRADIO.DE: Das Ganze wird auf jeden Fall im nächsten Jahr auf die Weltsynode gespielt. Wie schätzen Sie da die Situation ein?
Kohlgraf: Warten wir mal ab, was aus der Weltkirche kommt. Weltkirche ist nicht nur die Kurie. Weltkirche sind viele Länder.
Ich habe jetzt das neue Heft der "Herder Korrespondenz" gelesen, wo aus diesen Synodalen Weg aus anderen Weltkirchen berichtet wird. Das ist ein spannender Prozess und wir sind nicht die einzigen hier.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.