In Malaysia steht neben einer Rechtsfrage auch zunehmend die Religionsfreiheit auf dem Spiel

Allah vor Gericht

Darf die katholische Kirche in in ihren Veröffentlichungen das Wort "Allah" für Gott gebrauchen? Die Frage beschäftigt ab heute in Malaysia ein Gericht. In den vergangenen Jahren wurden die Rechte anderer Religionen im Land zunehmend beschränkt.

 (DR)

Die malaysische Regierung hatte Anfang des Jahres der Erzdiözese Kuala Lumpur die Lizenz zur Herausgabe der Kirchenzeitung "Herald" nur unter der Auflage gestattet, nicht mehr das Wort "Allah" für Gott zu benutzen. Der Chefredakteur des "Herald", Pater Lawrence Andrew, zeigte sich nach dem ersten Verhandlungstag optimistisch. "Die Vertreter der Regierung haben angedeutet, dass sie keine grundsätzlichen Einwände gegen die Verwendung haben", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Verfahren wird am Montag fortgesetzt.

Der "Herald" hatte im vergangenen Jahr in malaiischer Sprache Gott mit "Allah" übersetzt. Die Redaktion argumentierte, im Arabischen bedeute das Wort "Allah" allgemein "Gott", ohne einen bestimmten Gott zu spezifizieren. Pater Andrew betont, in den englischsprachigen Publikationen werde nicht dieser Gottesname verwandt.

Der Prozess in Kuala Lumpur ist der erste nach den Wahlen vom März, in denen das Thema der Rechte von Religionen verhandelt wird. Die seit mehr als 50 Jahren regierende Koalition Barisan Nasional hatte eine schwere Niederlage erlitten. Ihr Anteil an Parlamentsmandaten war von 90 Prozent auf 60 Prozent gefallen.

Rechte anderer Religionen zunehmend beschränkt
Wahlgewinner waren kleinere Parteien, die sich für ein Miteinander der verschiedenen ethnischen Gruppen und Religionen im Vielvölkerstaat Malaysia einsetzen. Die Barisan Nasional wird als Interessenvertretung der ethnischen Malaien gesehen, die per Verfassung dem Islam angehören. Die buddhistischen Chinesen und hinduistischen Inder sowie die Christen sehen in der Förderung der ethnischen Malaien ein Vehikel zur Islamisierung Malaysias.

In den vergangenen Jahren wurden die Rechte anderer Religionen zunehmend beschränkt. Bei Kirchenneubauten dürften außen keine Kreuze angebracht werden, so Pater Andrew. Und wörtlich: "Wir müssen uns bewusst werden, dass wir auf einem schlüpfrigen Pfad sind, der uns Nicht-Muslime zur Dhimmitude führt." Der Jesuit erläuterte, das islamische Konzept des "Dhimmitude" verlange von geduldeten "Andersgläubigen", ihr öffentliches Leben so zu führen, dass es dem Islam und den Muslimen nicht hinderlich ist.