Malteser International hilft im Südsudan

"Es muss Frieden herrschen"

Der Hunger in Afrika wird immer größer - derzeit haben 20 Millionen Menschen nicht genügend Nahrung. Malteser International ist vor Ort und hilft; zum Beispiel mit Schulspeise-Projekten, wie Graf von Saurma-Jeltsch domradio.de berichtet.

Douglas Graf von Saurma-Jeltsch besucht Kinder in einer Schule im Südsudan  (privat)
Douglas Graf von Saurma-Jeltsch besucht Kinder in einer Schule im Südsudan / ( privat )

domradio.de: Sie sind in den Südsudan gereist und haben sich in der Stadt Juba, im Süden des Landes, ein Schulspeisungsprojekt der Malteser angesehen. Können denn überhaupt alle Kinder in die Schule gehen?

Douglas Graf von Saurma-Jeltsch (Präsident von Malteser International Europa): Das hängt davon ab, wie gut oder weniger gut ernährt die Kinder sind. Man muss sich das so vorstellen: Wenn ein Kind nichts zu essen bekommt, dann liegt es mehr oder weniger apathisch rum und kann nicht lernen. Deswegen sind wir darum bemüht, möglichst viele Kinder mit mindestens einer Mahlzeit am Tag zu versorgen. In Juba versorgen wir derzeit 2.000 Kinder und in Wau, im Nordwesten des Landes, versorgen wir weitere 3.000 Kinder in einem Vertriebenen-Camp.

domradio.de: Wie läuft so eine Schulspeisung ab?

Graf von Saurma-Jeltsch: Von den Vereinten Nationen gibt es eine empfohlene Tagesration, danach ist eine gewisse Anzahl an Kalorien vorgegeben. Die versuchen wir den Kindern zu geben. Das Essen besteht aus Reis und Bohnen. Ich hab das gestern selber probiert; es schmeckt sehr gut. Das Essen wird an jedem Tag frisch gekocht und in einer Küche vor Ort in der Schule von Mitarbeitern von Malteser International zubereitet und dann verteilt. Dann stellen sich die Kinder in langen Reihen auf. Zunächst müssen sie sich die Hände waschen. Dazu gibt es kleine Plastikkontainer, wo dann fließendes Wasser und eine Seife verfügbar sind. Man kann sich nicht vorstellen, dass man das hier überhaupt noch thematisieren muss. Die Hygiene vor dem Essen ist aber in Afrika ein ganz wichtiges Thema, speziell im Südsudan. Deswegen investieren wir nicht nur in das Essen, sondern auch in Hygienemaßnahmen, um einen weiteren Ausbruch von Cholera und anderen Krankheiten zu vermeiden. Händewaschen und Essen hängen immer sehr eng miteinander zusammen.

domradio.de: Sie haben auch ein Straßenkinderprojekt von Don Bosco besucht. Wie sieht die Hilfe dort aus?

Graf von Saurma-Jeltsch: Hier in Wau ist die Lage noch mal ernster und schlimmer als in Juba. Viele Kinder leben dementsprechend auf der Straße. Man geht von etwa 400 Straßenkindern hier aus und das sieht man ihnen auch an. Wir waren im Don-Bosco-Zentrum und was man da sieht, ist sehr dramatisch: Die Kinder dort tragen zerschlissene Kleider, haben zum Teile schwere Wunden, die sich entweder selber zugefügt haben oder die sie von den Händlern zugefügt bekommen haben, als Strafe dafür, dass sie versucht haben, sich über kleine Diebstähle über Wasser zu halten. Wenn sie dabei erwischt werden und 18 Jahre alt sind, kommen sie ins lokale Gefängnis. Dort werden sie dann auch misshandelt. Die Situation ist also sehr ernst für die Kinder. Don Bosco leistet eine hervorragende Arbeit, um immer wieder mit den Kindern Kontakt zu haben, sorgt sich um einen gewissen Hygienestandard und versucht ihnen auch etwas beizubringen, möchte den Kindern eine Berufsausbildung ermöglichen. Das kann für die Straßenkinder zumindest ein Ausblick sein. Der Erfolg ist mäßig, aber wenigstens gibt es die Chance, hier aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

domradio.de: Sie sind seit einem Tag im Südsudan. Ist die Hilfe, die Malteser International dort leistet, ein Tropfen auf den heißen Stein oder stimmt Sie das tatsächlich hoffnungsvoll?

Graf von Saurma-Jeltsch: Das ist immer eine schwierige Frage. Auf der einen Seite ist das Elend groß, die Not der Menschen ist sichtbar, es sind unglaublich viele Menschen und man denkt: "Das bringt doch alles nichts". Auf der anderen Seite geht es darum den Menschen zu helfen, die wir erreichen und das machen wir, so gut wir können. Es engagiert sich natürlich nicht nur Malteser International, sondern wir versuchen auch mit allen anderen NGOs, die hier sind, das Leben der Menschen ein wenig zu verbessern. Ich denke dort, wo wir unsere Ansatzpunkte haben, gelingt das auch.

domradio.de: Heute geht die G-20-Afrika-Kobnferenz in Berlin zu Ende. Die Bundesregierung stellt 300 Millionen Euro zur Verfügung für Berufsbildungs- und Beschäftigungsprogramme in Tunesien, Ghana und die Elfenbeinküste. Was müsste für den Südsudan getan werden?

Graf von Saurma-Jeltsch: Was uns alle hier sagen und was eindeutig ist: Es muss Frieden herrschen. Der Bürgerkrieg muss aufhören, es muss Frieden sein, denn nur auf der Basis von Frieden kann etwas neu entstehen. Was auch immer für Maßnahmen hier ergriffen werden, solange hier kein Frieden besteht, ist das alles nur sehr temporär. Insofern ist es Wunsch und Hoffnung der Menschen hier, dass auch durch internationale Konferenzen ein Lösungsansatz gefunden werden kann

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Douglas Graf von Saurma-Jeltsch, Präsident von Malteser International Europa (Malteser)
Douglas Graf von Saurma-Jeltsch, Präsident von Malteser International Europa / ( Malteser )
Quelle:
DR