DOMRADIO.DE: Sie bieten für gewöhnlich Besinnungswochenenden für Paare an. Wie laufen die außerhalb der Pandemie-Zeit normalerweise ab?
Jessica Lammerse (Referentin für Ehepastoral im Kreis Mettmann): Normalerweise treffen wir uns zu zweit als Referenten-Team mit den Paaren in einem schönen Bildungshaus, wo es einem auch gut geht, wo man an Leib und Seele direkt spürt, dass man sich dort fallen lassen und entspannen kann.
Es gibt dann Impulse für die Paare, wo sie zu zweit oder auch mal allein in der Einzelbesinnung miteinander wichtigen Themen nachgehen können, sich austauschen können und dann auch immer mal wieder in der Gruppe so ein bisschen miteinander ins Gespräch kommen über Gott und die Welt, ihre Partnerschaft, Liebe und Beziehung und alles, was die Paare so interessiert und bewegt.
DOMRADIO.DE: Jetzt sind die Tagungshäuser gerade zu. Aber ganz auf die Besinnungswochenenden müssen Paare im Erzbistum trotzdem nicht verzichten. Sie sind auf Onlineangebote umgestiegen. Wie funktioniert denn so ein Besinnungswochenende in so einer Form?
Lammerse: Wir haben überlegt, dass es vielleicht gut ist, eine kleine Alternative anzubieten. Daher geben wir den Paaren die Möglichkeit, sich über Zoom oder auch andere Videokonferenzen miteinander und mit uns zu verbinden. Das Referenten-Team gibt dann über diese Videokonferenz auch wieder Impulse und kleine Ideen für Gesprächsanlässe oder Übungen für die Paare.
Die Paare sind zu Hause und im Vorfeld eingeladen worden, sich den Bereich für ihr Paarwochenende zu schaffen. Das heißt zum Beispiel Kinder, wenn es geht, zu den Großeltern zu geben, wenn das im Moment möglich ist.
Oder dass man auf jeden Fall den Raum und die Zeit für sich als Paar auch wirklich hat und sich den Raum auch schön zu gestalten und dann miteinander immer wieder Impulse über dieses Videokonferenz-Tool zu bekommen. Den Computer auszuschalten, miteinander eine Übung zu machen, ein Gespräch zu führen, vielleicht auch eine Runde spazieren zu gehen und zu einer verabredeten Zeit wieder in die Konferenz zu kommen und ein bisschen miteinander auszutauschen, wie die Erfahrungen waren, was man vielleicht an neuen Erkenntnissen gewonnen hat und so weiter.
Dieser Wechsel zwischen Paargespräch, Einzelbesinnung, Austausch in der Gruppe und mit uns als Referenten soll stattfinden.
DOMRADIO.DE: Wie wird das angenommen? Was ist da Ihre Erfahrung?
Lammerse: Im letzten Jahr 2020 sind die Ehevorbereitungskurse sehr, sehr gut angenommen worden. Viele Brautpaare fanden das einfach toll, dass sie sich jetzt trotzdem auf ihre Ehe vorbereiten konnten, auf ihre Trauung, auch wenn das ein bisschen in den Sternen stand.
Ich habe so einen Ehevorbereitungskurs konzipiert, dass wir uns an vier Abenden für eine Dreiviertelstunde, höchstens eine Stunde, per Videokonferenz treffen. Das haben die Paare sehr gerne angenommen. Zwischendurch gab es immer so kleine Aufgaben für Zuhause.
Im Vorfeld gab es ein kleines Postpäckchen, wo die Paare eine kleine Mappe gekriegt haben, die sie auch hinterher als Erinnerung dann noch haben, wo sie miteinander Übungen machen konnten, miteinander sprechen konnten. Dann haben wir uns eine Woche später wieder in der Videokonferenz getroffen und die haben erzählt, wie es war und was sie getan haben und was ihnen Spaß gemacht hat, was sie vielleicht auch einfach von den Aufgaben nicht gemacht haben.
Das war eine ganz wichtige Devise: Es soll den Paaren guttun und sie sollen Freude daran haben und nur das miteinander tun, was ihnen auch Spaß macht und nicht, wo sie jetzt denken, dass das eine Hausaufgabe ist, die sie jetzt erledigen müssen. So war das nicht gedacht. Das haben die Paare wunderbar angenommen und umgesetzt.
DOMRADIO.DE: Was geben Sie Paaren an die Hand, damit ihnen während der Pandemie die Decke nicht auf den Kopf fällt?
Lammerse: Das Wichtigste in jeder Paarbeziehung und besonders in so einer Krisenzeit ist, dass man miteinander im Gespräch bleibt, dass man spricht, dass man auch den anderen so annimmt, wie er nun mal in dieser Situation mit der Krise umgeht.
Jeder Mensch reagiert anders auf Ausnahmesituationen und das seinem Partner auch zuzugestehen, ist vielleicht das Wichtigste, dass man miteinander spricht und sagt "Mir fällt die Decke auf den Kopf" und der andere sagt vielleicht "Ich finde es gar nicht so schlimm". Beides sollte man nebeneinander stehen lassen und versuchen miteinander Wege zu finden, wie es dem anderen dann auch wieder gut gehen kann.
Worauf hättest du Lust? Was würdest du gerne machen? Brauchst du vielleicht mal ein bisschen Ruhe für dich? Willst du dich mal zurückziehen in ein anderes Zimmer oder wollen wir zusammen Spaziergang machen? Oder möchtest du dich mit deinen Freunden über Zoom, Teams oder was auch immer treffen und mal so einen Männerabend machen oder einen Frauenabend? Worauf hast du Lust? Worauf habe ich Lust?
Man sollte einfach miteinander im Gespräch bleiben, den anderen annehmen, wie es ihm eben gerade geht und dann aber auch miteinander überlegen, was helfen würde, dass es uns gut geht oder wieder ein Stück besser.
Das Interview führte Tobias Fricke.