Verena Heseding (24) und Julius Große Macke (28), sind auf konventionellen Betrieben aufgewachsen. Mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprachen sie über gesellschaftliche Bilder und die Zukunft der Landwirtschaft sowie die Verantwortung der Bauern gegenüber Tier und Umwelt.
KNA: Frau Heseding, Herr Große Macke, Sie stammen selbst von Bauernhöfen. Welches Bild hat die Gesellschaft heute von der Landwirtschaft?
Heseding: Hier in der Region haben viele Menschen ein gutes Bild von der Landwirtschaft. In größeren Städten ist das anders. Das merke ich schon an meinem Studienort Münster. Aber wenn die Leute mitbekommen, dass ich selbst von einem Hof komme, merken sie, dass ich ein anderes Verhältnis zum Fleisch und zu den Tieren habe als Verbraucher, die einfach nur im Supermarkt kaufen. Wir lassen selbst schlachten, und deshalb weiß ich, woher das Fleisch kommt. Es ist schon interessant, mit Leuten zu sprechen, die nur Bilder aus dem Internet kennen, und ihnen zu sagen: Fahr doch mal raus und besuche einen Hof.
Große Macke: Viele Leute, denen ich schon unseren Hof gezeigt habe, sind überrascht. 300 Hennen sind für mich persönlich eine sehr kleine Einheit. Die Besucher hingegen gucken oft in den Stall und sagen: So viele Tiere! Das finde ich interessant, und ich glaube, dass man da noch viel mehr kommunizieren muss.
KNA: Massentierhaltung ist in Verruf geraten. Was glauben Sie, warum das so ist?
Heseding: Ich glaube, das kommt auch durch die Medien. Schlechte Beispiele bleiben eher im Kopf. Ich habe den Eindruck, manche Leute verteufeln die Landwirtschaft.
Große Macke: Ein Wandel steht vor der Tür, was ja auch gut ist. Die Idee der Ernährungssicherheit spielt nicht mehr so eine große Rolle wie früher. Die Bauern können weiterhin versuchen, immer mehr zu produzieren. Aber ich finde, das ist nicht der richtige Weg. Die Leute wollen lokal und regional einkaufen. Die Landwirtschaft bleibt zukunftsfähig, wenn sie das nutzt, anstatt zu versuchen, immer weiter das Billigste zu produzieren. Es gibt immer einen, der noch billiger arbeitet. Aber es wird keinen geben, der es lokaler kann als der lokale Bauer. Ich denke, das ist eine Riesenchance.
KNA: Wie sollte sich Landwirtschaft Ihrer Meinung nach entwickeln?
Heseding: Ich wünsche mir einen verantwortungsvollen Umgang mit der Landwirtschaft. Die Verbraucher sollten nicht nur den Preis herunterdrücken wollen, sondern auch sehen, dass die Produkte einen Wert haben, hinter denen Familien stehen, die von dieser Arbeit leben. Es wäre schön, wenn diese Wertschätzung auch bei den Landwirten ankommen würde.
Große Macke: Ich hoffe auf einen nachhaltigen Wandel, der auch von den Verbrauchern formuliert wird. Zum Beispiel könnte man festlegen, dass man kein gentechnisch verändertes Futter haben will. Dann sollte man sagen: So, diesen Weg gehen wir jetzt. Stattdessen folgt oft Verschärfung auf Verschärfung auf Verschärfung. Das kann dazu führen, dass die Landwirte mauern, was ja gerade auch passiert. Ich finde, das ist ein großes Problem. Dabei stecken in der Landwirtschaft viele Chancen, gerade mit den EU-Programmen zu Ökologie, Artenschutz und Nachhaltigkeit, die es jetzt gibt. Die Bauern können ja auch einen großen Beitrag für niedrigere CO2-Emmission leisten. Ich glaube, dass die Landwirtschaft das auch will, aber eben von der Politik begleitet.
KNA: Sie sitzen einem katholischen Jugendverband vor. Finden Sie, Christen haben eine besondere Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung? Wenn ja, was bedeutet das für die Landwirtschaft?
Heseding: Ich glaube, dass jeder Mensch eine Verantwortung hat, weil das Thema Umwelt jeden Menschen etwas angeht.
Große Macke: Für mich geht es um den Respekt vor dem Tier, allerdings mit dem Wissen, dass zum Beispiel unsere Hühner nun mal dazu da sind, um Eier zu legen. Damit komme ich klar, solange ich weiß, dass sie gut versorgt sind und kein Leid haben.
KNA: Es gibt Theologen, die sagen, dass Christen kein Fleisch essen sollten, weil da ein Tier getötet wird. Was sagen Sie dazu?
Heseding: Ich kann das Argument schon nachvollziehen. Aber ich frage mich, ob man dann auch Obst und Gemüse nicht essen darf, um die Schöpfung zu bewahren. Wenn ich weiß, wie mit den Tieren umgegangen wurde und woher sie kommen, kann ich das mit meinem Gewissen eher vereinbaren, als wenn ich Billigfleisch kaufe.