Sie steht unter dem Motto "Die nächsten Schritte: Marschieren in einem Post-Roe-Amerika".
Es ist der erste Marsch der Aktivisten, seit das Oberste Gericht im Juni 2022 das Abtreibungsurteil "Roe vs. Wade" von 1973 gekippt hatte. Dieses hatte Schwangerschaftsabbrüche zur Privatsache erklärt. Das Abtreibungsrecht fiel mit der Revision des Urteils automatisch zurück in die Zuständigkeit der Bundesstaaten.
Protest gegen De-facto-Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
Für die Abtreibungsgegner war der "March for Life" seit 49 Jahren ein Protest gegen die De-facto-Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den USA. Mit dem Erreichen ihres Ziels steht die Bewegung jedoch vor neuen Herausforderungen.
"Wir befinden uns nun in einer Post-Roe-Nation", erklärte die Präsidentin der Bewegung, Jeanne Mancini, am Vortag der Veranstaltung. Trotz des Sieges vor dem Supreme Court sei die "Arbeit zum Aufbau einer Kultur des Lebens noch lange nicht abgeschlossen", so Mancini.
Sieben Monate nach dem Ende von "Roe vs. Wade" zeigen sich die Abtreibungsgegner uneinig darüber, wie sie weiter vorgehen sollen.
Teile der Bewegung machen sich für strengere Einschränkungen bei der Abtreibung stark, andere beabsichtigen soziale Sicherheitsnetze für Familien auszubauen. Kontrovers diskutiert die Pro-Life-Bewegung auch, ob Abtreibungsverbote nach der 12. oder nach der 15. Schwangerschaftswoche gelten sollen.
Entscheidung des Supreme Courts
Bis zum Sommer waren Schwangerschaftsabbrüche bis zur 24. Woche durch das Supreme Court-Urteil von 1973 erlaubt. Jetzt haben die Bundesstaaten freie Hand bei der Formulierung von Abtreibungsgesetzen. Inzwischen haben 13 Bundesstaaten Abtreibungen nahezu vollständig verboten - teilweise sogar nach Vergewaltigung oder Inzest.
Was die Wähler bei den Zwischenwahlen im November mit einer Gegenbewegung beantworteten. In allen Bundesstaaten, in denen das Thema Abtreibung auf dem Stimmzettel stand, bestätigten die Wähler mehrheitlich das Recht auf straffreien Zugang zur Abtreibung. Auch in konservativen Staaten wie Montana und Kentucky.
Das deckt sich auch mit einer aktuellen Marist-Umfrage unmittelbar vor dem "March for Life". Sechs von zehn US-Amerikanern sind für das Wahlrecht der Frauen in der Abtreibungsfrage. Nur knapp vier von zehn Befragten bezeichneten sich als Abtreibungsgegner.
Symbolträchtiger Ort für Schlussreden
Katholische Pro-Life-Führer erklärten die diesjährige Demonstration für wichtig. Der Marsch sei weiterhin notwendig, sagte Bischof Michael Burbidge, der den Ausschuss für Pro-Life-Aktivitäten in der katholischen US-Bischofskonferenz leitet. Die legalisierte Abtreibung sei "immer noch eine Realität in unserer Nation", so Burbidge, der zum Auftakt des Marsches ein Gebet sprechen wird.
Zu den geplanten Rednern gehören unter anderem die Generalstaatsanwältin von Mississippi, Lynn Fitch, die den Fall "Dobbs" vor dem Supreme Court vertrat, der "Roe vs. Wade" aufhob, sowie der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Steve Scalise.
Anders als bei den 49 Pro-Life-Märschen seit 1974 endet die diesjährige Abschlusskundgebung nicht vor dem Supreme Court.
Symbolträchtig haben die Veranstalter den Ort für die Schlussreden direkt in die Mitte zwischen dem Obersten Gericht und dem US-Kapitol verlegt. Die Justiz sei immer noch wichtig, so Mancini, "aber jetzt auch der Kongress."