Maria Jepsen will Hamburg verlassen

Abschiedsbrief der Bischöfin

Erstmals nach ihrem Rücktritt am 16. Juli hat sich die bisherige Hamburger Bischöfin Maria Jepsen zu ihren Beweggründen geäußert. Ihr sei unterstellt worden, das Thema Missbrauch nicht ernst genug genommen zu haben, schrieb sie am 30. August in einem Brief an die Pastorinnen und Pastoren ihres Sprengels.

 (DR)

"Man wollte klare Zeichen, brauchte jemanden, der bereit war, Verantwortung zu übernehmen", heißt es dort. "Die Kirche sollte nicht einfach so weiter machen wie bisher. Es ging um meine und die Glaubwürdigkeit unserer Kirche." Jepsen war vorgeworfen worden, einem Fall von sexuellem Missbrauch in Ahrensburg nicht entschieden genug nachgegangen zu sein.



Jepsen kündigte an, zum 1. Oktober Hamburg verlassen zu wollen. Sie werde mit ihrem Ehemann Peter nach Nordfriesland umziehen. Ihr offizieller Ruhestand beginne am 1. September. Ihre Amtsgeschäfte werden seit dem dem Rücktritt von ihrem Stellvertreter, dem Harburger Propst Jürgen F. Bollmann (62), wahrgenommen.



Seit Beginn ihrer bischöflichen Zeit im Jahr 1992 habe sie das Thema Missbrauch beschäftigt, so Jepsen weiter - in einzelnen Fällen ihrer pastoralen Praxis, bei Disziplinarverfahren und auf vielen Konferenzen und Veranstaltungen. Niemals habe sie diese Thematik

verharmlost: "Als ich öffentlich gar als Lügnerin herausgestellt wurde, da ging es nicht so sehr um die Person Maria Jepsen, sondern viel mehr um die Bischöfin, um die Kirche."



"Wenn einer dich auf die rechte Backe schlägt, dem halte die andere auch hin", zitierte Jepsen  ein Jesus-Wort aus der Bergpredigt. Dies sei ihr in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, "nicht aus Schwäche und Resignation, sondern aus Glaubenszuversicht". Sie fügte hinzu: "Was auch immer die Medien und einzelne oder viele Menschen über mich und uns öffentlich oder hinter vorgehaltener Hand behaupten, so bleibt doch das wichtigste: dass wir vor Gott ein reines Gewissen haben."



Amtsmüde sei sie nicht gewesen, im Gegenteil: Gerade die letzten beiden Jahre bis zu dem vorgesehenen Ruhestand 2012 habe sie als "besonderes Geschenk" angesehen, ihrer Kirche, der Ökumene und der Gesellschaft zu dienen. Doch nur durch den Rücktritt habe sie sich und ihre Kirche vor weiteren bösen Unterstellungen schützen können.




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