Wie die französischsprachige Tageszeitung "L'Orient le Jour" am Mittwoch berichtete, ereignete sich der Zwischenfall mit dem libanesischen Geheimdienst "General Security", als El-Hage am Montag über den Geistlichen und Diplomaten vorbehaltenen Grenzübergang von Rosch HaNikra (Israel) in den Libanon einreiste.
Hilfe durch Patriarch Kardinal Rai
Der Erzbischof der größten christlichen Konfession im Libanon soll ausführlich zu seinen Beziehungen mit jenem Teil seiner Gemeinde befragt worden sein, der im Mai 2000 mit dem Rückzug Israels aus dem von ihm kontrollierten Grenzstreifen nach Israel geflohen war.
Nach Interventionen des maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Rai und des Vorsitzenden des Obersten Richterrats, Souheil Abboud, wurde El-Hage demnach freigelassen.
Sein Pass, für libanesische Familien bestimmte Medikamente und Gelder seien jedoch beschlagnahmt worden.
Der Geheimdienst war laut Zeitung nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Das Patriarchat beschloss, aufgrund der Schwere des Zwischenfalls das weitere Vorgehen an einer für Mittwoch angesetzten Synodensitzung zu besprechen.
Allgemeines Recht für Kirchenvertreter
Laut Zeitung handelt es sich bei dem Recht, die Landgrenze zwischen Israel und dem Libanon zu überqueren, um ein allgemeines Recht, das allen christlichen kirchlichen Persönlichkeiten zuerkannt wird, die Pfarreien und Bistümer im Heiligen Land betreuen.
Beobachter sehen in dem Zwischenfall eine Warnung der Hisbollah an den maronitischen Patriarchen Rai. Dieser hatte sich zuletzt wiederholt für eine Neutralität des Libanons ausgesprochen und die Entwaffnung der Hisbollah sowie einen "über den Parteien" stehenden Kandidaten für das Präsidentenamt gefordert.
Auch der Vorsitzende der "Libanesischen Kräfte", Samir Geagea, sagte laut örtlichen Medien, das eigentliche Ziel des Vorgehens gegen El-Hage seien "der Patriarch und seine patriotischen Positionen".