Beim Berliner "Marsch für das Leben", der vom Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss von 13 Lebensschutzorganisationen organisiert wurde, waren unter den Teilnehmern verschiedener christlicher Konfessionen auch vier katholische Diözesan- und Weihbischöfe: Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie die Weihbischöfe Hubert Berenbrinker (Paderborn), Matthias Heinrich (Berlin) und Florian Wörner (Augsburg). Zudem wirkte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Ekkehart Vetter, mit. Evangelische Bischöfe waren wie in den vergangenen Jahren nicht dabei.
Würde des Menschen verteidigen
Beim Abschlussgottesdienst vor dem Reichstagsgebäude würdigte Voderholzer den Marsch als "großes ökumenisches Hoffnungszeichen". Im Reformationsgedenkjahr sei er ein sichtbarer Beweis für die schon erreichte Einheit unter den Christen. Der Regensburger Bischof rief dazu auf, die im Grundgesetz festgeschriebene Würde jedes Menschen "von seinem ersten Augenblick bis zum letzten Atemzug" zu verteidigen, "egal ob der Mensch den Erwartungen anderer entspricht oder nicht".
Dabei könnten sich die Christen nicht nur auf die "Position ihres Glaubens" stützen, sondern auch auf Erkenntnisse aus dem Naturrecht und der Philosophie, betonte Voderholzer. Er würdigte, dass Menschen mit Behinderungen "noch nie so viel Fürsorge" erhielten wie heute. Bei ungeborenen Kindern gebe es jedoch eine "unbarmherzige und gnadenlose Selektion", so der Bischof. Er verwies darauf, dass neun von zehn Embryonen mit Down-Syndrom abgetrieben würden.
Zugleich mahnte er, beim Schutz des Lebens auch für die Menschen einzutreten, "die sich nach einer lebenswerten Heimat sehnen". Vetter betonte ebenfalls, das Engagement für das Leben sei unteilbar. Es müsse auch verfolgte und geflüchtete Menschen umfassen, so der DEA-Vorsitzende unter dem Applaus seiner Zuhörer.
Dank von Erzbischof Koch
Zum Auftakt hatte der Berliner Weihbischof Heinrich ein Grußwort von Erzbischof Heiner Koch verlesen. Im Unterschied zu 2016 konnte er wegen eines Kirchentags in Vorpommern nicht teilnehmen. Koch dankte den Teilnehmern des Marsches für ihr Engagement. "Der Einsatz für das Lebensrecht des Menschen in all seinen Entwicklungsphasen ist ein wahrhaft demokratisches Anliegen", betonte er. Er kritisierte, dass das Engagement "für das ungeborene Leben noch immer relativiert und gern in die rechte Ecke gestellt wird, völlig zu Unrecht".
Wie in den vergangenen Jahren wurde der Marsch von Gegendemonstranten durch Sprechgesänge und Trillerpfeifen gestört, die für ein Recht auf Abtreibung eintraten. Sie wurden von Polizisten abgedrängt, als sie zu stören versuchten. Insgesamt waren nach Angaben der Polizei 850 Beamte für den Marsch eingesetzt.