Marx zu Thema Missbrauch: Dankbar für Wahrheit

"Verantwortung aller, aufmerksam zu sein!"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ist nach eigenen Worten dankbar für die aktuelle "Stunde der Wahrheit" in der Kirche. Aber nun sei endlich Schluss mit dem Versagen der Verantwortlichen.

Kardinal Marx / © Dedert (dpa)
Kardinal Marx / © Dedert ( dpa )

Bei einem Gottesdienst zum Gedenktag für Opfer sexuellen Missbrauchs sagte Marx am Sonntag in München: "Wir dürfen den Betroffenen, den Opfern, dankbar sein, dass sie sich geäußert haben, dass sie sprechen, oft nach Jahrzehnten, was schmerzhaft ist für viele von ihnen." Der Erzbischof von München und Freising ergänzte, auch den Medien gelte Dank dafür, "dass die Aufmerksamkeit gewachsen ist für dieses manchmal verschwiegene, verborgene, verheimlichte Unrecht, für diese Gewalt, die vielen Menschen weltweit angetan wurde und wird".

Weiter erklärte der Kardinal: "Endlich wird offenbar, was geschieht, und es wird darüber gesprochen, und es wird nach Heilung gesucht, nach Prävention, nach Überwindung." Auch sagte Marx: "Wir haben versagt, und wir waren wie in einem Verblendungszusammenhang: nicht hinsehen wollen, nicht wahrhaben wollen, was geschieht, es kleinreden, es nicht anhören, all das ist immer wieder geschehen. Und damit muss Schluss sein!"

Intensivere Prävention

Es sei eine Verantwortung der ganzen Kirche, besonders der Bischöfe, Priester und Verantwortlichen, "aufmerksam zu sein und nie wieder zuzulassen, dass übersehen wird, nicht hingehört wird, vertuscht und verschwiegen wird", so Marx. Die Kirche werde an ihrem Handeln gemessen werden.

Künftig müsse die Präventionsarbeit noch intensiver werden. Es gehe auch darum, "dass wir lernen müssen, anders Kirche zu sein, transparenter, offener, nicht in geschlossenen Kreisen, nicht die einen gegen die anderen, sondern im Miteinander, im Lernen von der Welt". Kirche brauche dafür die Gesellschaft, wissenschaftliche Erkenntnisse und die kritische Begleitung der Öffentlichkeit. Marx forderte: "Wir dürfen nicht nachlassen und wieder in den alten Trott verfallen. Wir müssen wirklich sehen: Hier ist ein Weckruf an uns ergangen, den wir nicht beschwichtigen und relativieren sollten."

Der Gedenktag für Opfer sexuellen Missbrauchs geht auf eine Anregung von Papst Franziskus zurück. Er wird in den deutschen Bistümern um den 18. November begangen, der zugleich "Europäischer Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch" ist.


Quelle:
KNA