DOMRADIO.DE: Was muss man über die Mauritzer Franziskanerinnen wissen?
Schwester Hiltrud Vacker (Generalrätin bei den Mauritzer Franzikannerinnen): Dass wir eine internationale Gemeinschaft mit weltweiter Präsenz sind. Gegründet wurden wir 1844 in Telgte und sind dann nach Münster gekommen. Von dort aus hat sich unser Orden dann in die gesamte Welt verbreitet.
Wir sind heute eine internationale Gemeinschaft von rund 520 Schwestern.
DOMRADIO.DE: Ihr Dienst gilt insbesondere den Kranken?
Schwester Hiltrud: Genau, ursprünglich dienten wir insbesondere als Krankenschwestern. Da wir aber viele Schwestern gerade in Indien haben, die in Schulen arbeiten, haben wir vor circa 20 Jahren gesagt, dass wir nicht allein Krankenschwestern sind, sondern noch viel mehr.
Heute sprechen wir davon, dass wir im heilenden Dienst tätig sind. Wir bringen also Christi Liebe zu den Menschen in Not und leisten so Hilfe.
DOMRADIO.DE: Sie sind eine Ordensgemeinschaft. Das heißt, die Schwestern, die bei Ihnen eintreten, müssen auch Gelübde ablegen.
Schwester Hiltrud: Ja, genau. Es gibt eine Vorbereitungszeit. Während dieser zeigen potentielle Schwestern, dass sie Interesse an unserer Ordensgemeinschaft haben. Es geht darum, sich kennenzulernen.
Danach folgt eine Ausbildungszeit innerhalb der Ordensgemeinschaft und nach einer gewissen Zeit - meist nach zwei bis drei Jahren - legt man die ersten Gelübde ab, lebt in der Ordensgemeinschaft, geht einem Beruf nach oder hat noch eine Ausbildung.
Nach circa fünf Jahren legt man die ewige Profess (Das Ordensgelübde, Anm. d. Red.) ab. Das heißt, wir binden uns dann auch ewig an diese Gemeinschaft.
DOMRADIO.DE: Die Vertreterinnen Ihres Ordens treffen sich gerade in Münster, wo ihr Generalat und Mutterhaus liegt, für ein zweiwöchiges Generalkapitel. Was für Themen werden besprochen?
Schwester Hiltrud: Unsere Generalobere, Schwester Margarete, wurde dort wiedergewählt. Ebenso wurden vier weitere Schwestern, von denen ich auch eine bin, in den Generalrat gewählt.
Dann ging es um zahlreiche Sachthemen. Es ging um die Anpassung unserer Konstitutionen und um Anliegen unserer jüngeren Schwestern, insbesondere deren Ausbildung.
Ein ganz großes Thema ist der internationale Zusammenhalt in unserem Orden. Denn wir sind ja in der ganzen Welt verteilt und trotzdem eine Gemeinschaft. Daher ist es wichtig, sich zu vernetzen, einerseits via Konferenzen über Zoom, aber auch das Pflegen von persönlichen Kontakten.
Weiter geht es um unseren Einsatz für Gerechtigkeit, die Umwelt und die Schöpfung. Da arbeiten wir eng mit vielen unserer Hospitälern zusammen.
DOMRADIO.DE: Ihr Orden entwickelt sich also beständig weiter. Das gilt auch für Ihren Auftritt auf Social Media, wo Sie nun auch auf TikTok aktiv sind. Versuchen Sie damit auch jüngere Zielgruppen zu erreichen?
Schwester Hiltrud: Tatsächlich sind wir mit der deutschen Ordensprovinz nun auch auf TikTok präsent. Lange waren wir nur auf Facebook und Instagram vertreten. Das Gute an TikTok ist, dass auch jüngere Menschen merken, dass es uns gibt.
Wir sind an manchen Stellen als Ordensleute Exoten. Aber wir sind eigentlich ganz normal. Es geht darum, aus unserem Leben etwas zu berichten und dass sich die eine oder der andere so vom christlichen Glauben ansprechen lässt. Ich glaube, TikTok kann ein Türöffner sein.
DOMRADIO.DE: Wie steht es generell bei Ihnen um den Nachwuchs? Gibt es genug junge Menschen, die sich für ein Leben im Orden entscheiden?
Schwester Hiltrud: In Deutschland und den USA ist es in der Tat schwierig. Wir haben viele Schwestern in den asiatischen Ländern. Aus Vietnam sind viele junge Frauen zu unseren Konventen nach Japan gegangen. Wir haben auch jüngere Schwestern in Indien oder aber auch in Polen. Es gilt daher, international zu denken. Deshalb kann ich sagen, dass es Schwestern gibt, die zu uns kommen beziehungsweise junge Frauen, die zu uns kommen.
Das Interview führte Elena Hong.