Dillinger Franziskanerinnen äußern sich erneut zu Gewaltbericht

"Zutiefst betroffen und beschämt"

Die Dillinger Franziskanerinnen haben auf den Schlussbericht über Gewalt in kirchlichen Kinderheimen im Bistum Augsburg erneut reagiert. Man sei über die "glaubhaften Zeugnisse" ehemaliger Heimkinder "zutiefst betroffen und beschämt".

Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen  / © Christopher Beschnitt (KNA)
Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Das teilte Schwester Elke Prochus am Dienstag mit. Prochus leitet die Provinz Maria Medingen der Dillinger Franziskanerinnen, die bei Mödingen im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau ansässig ist.

Bitte um Verzeihung und Vergebung

Weiter erklärte Prochus: "Wir übernehmen als Orden die Verantwortung für das vielfache Leid, das diesen Frauen und Männern in ihrer Kindheit zugefügt wurde. Wir fühlen mit ihnen und bitten die Opfer um Verzeihung und Vergebung."

Den Betroffenen, die meist lebenslang unter den Folgen der Gewalt zu leiden hätten, danke man "für ihren großen Mut, über die schmerzhaften Kindheitserlebnisse in den Heimen zu sprechen und so die Wahrheit, auch unseres schweren Versagens, ans Licht zu bringen".

Es geht bei dem Thema um das Josefsheim Reitenbuch und das Marienheim Baschenegg im Landkreis Augsburg, beide in Trägerschaft des katholischen Vereins Christliche Kinder- und Jugendhilfe (CKJ).

Vergangenen Donnerstag hatte eine größtenteils mit externen Juristen besetzte Projektgruppe in Augsburg ihren Schlussbericht über Missbrauch und Misshandlung in den Heimen vorgestellt. Von 1950 bis 2004 haben dort demnach unter anderem Geistliche und Dillinger Franziskanerinnen Untaten verübt. Es habe sexualisierte, körperliche und seelische Gewalt gegeben. Die genaue Opferzahl sei unklar, mindestens seien 15 Jungen und vier Mädchen betroffen gewesen.

Geldzahlungen in Anerkennung des Leids

In dem Bericht wird den Ordensfrauen empfohlen, Geldzahlungen in Anerkennung des Leids sowie ein Schuldeingeständnis zu leisten.

Beides sei schon 2010 geschehen, so Prochus am zurückliegenden Wochenende zum Bayerischen Rundfunk. Daraufhin hatte die Leiterin der Projektgruppe, Elisabeth Mette, erklärt: Dass der Orden sich 2010 bewegt habe, sei bekannt, dies stehe auch im Bericht. Seither sei aber klar geworden, dass das Ausmaß der Gewalt viel größer gewesen sei als zunächst angenommen. Daher seien neuerliche Schritte nötig.

Prochus' aktueller Aussage zufolge haben die Dillinger Franziskanerinnen bereits Entschädigungszahlungen in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrags geleistet. Zudem habe man für Fälle sexueller oder körperlich-psychischer Gewalt zwei unabhängige Ansprechpersonen benannt. Man wolle den seit 2010 stattfindenden persönlichen Dialog fortsetzen und weiter Wiedergutmachung leisten.


Quelle:
KNA