Medien berichten nach Münchner Missbrauchsgutachten

Breites Echo in Italien

Italiens und vatikanische Medien berichten relativ breit über das Münchner Missbrauchsgutachten. Hervorgehoben werden dabei die Aussagen zum früheren Erzbischof Joseph Ratzinger und zum amtierenden Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.

Viele Berichte über Münchner Missbrauchsgutachten in italienischen Zeitungen / © Lisa-S (shutterstock)
Viele Berichte über Münchner Missbrauchsgutachten in italienischen Zeitungen / © Lisa-S ( shutterstock )

"Missbräuche - Ratzinger reagierte in vier Fällen nicht, Schock im Vatikan" titelt etwa der "Corriere della Sera" seinen Anreißer auf Seite 1 und setzt seine Berichte auf zwei Seiten fort. "Pädophile Priester in München: Ratzinger deckte vier Fälle", so die eher linke "Repubblica".

Die Turiner Tageszeitung "La Stampa" hingegen platziert auf der Titelseite prominent ein Bild von Benedikt XVI. unter der Überschrift "Benedikts Sünde". Im Inneren bringt sie neben dem Bericht über das Münchner Gutachten einen Beitrag des "Vatileaks"-Journalisten Gianluigi Nuzzi unter dem Titel "Die Päpste und die verschwiegenen Skandale".

"Benedikt soll torpediert werden"

Auch das rechtsliberale Blatt "Libero" berichtet, allerdings mit der Aussage, der frühere Papst solle "torpediert" werden. Im Vatikan habe man Benedikt XVI. nun "allein gelassen wie den Nazarener auf Golgatha". Ähnlich die rechtskonservative "La Verita": Neben einem kniend betenden Benedikt XVI. titelt das Blatt: "Pädophilie, aus Deutschland Angriffe gegen den emeritierten Papst und der Vatikan verteidigt ihn nicht".

Die Berlusconi-nahe Zeitung "Il Giornale" schreibt über den "Skandal im Bistum München": "Ratzinger deckte Fälle von Pädophilie, Italiens Bischofskonferenz untersucht nicht, der Zorn des Papstes".

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )

Vatikanzeitung berichtet nüchtern

Daneben nennen Zeitungen und Internetportale die wichtigsten Zahlen zu untersuchten Fällen, zu Geschädigten und Verantwortlichen. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" berichtet nüchtern mit einem Dreispalter. Den gleichen oder ähnlichen Text veröffentlichte das Portal Vatican News bereits am Donnerstagnachmittag. Die deutschsprachige Seite des Portals hingegen widmet dem Bericht mehr Raum.

Das Gutachten bescheinigt dem früheren Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger Führungsversagen im Umgang mit Missbrauchstätern sowie fehlende Sorge für die Geschädigten in seiner Zeit als Münchner Erzbischof (1977-1982).

Quelle:
KNA