Mehr als 830 Tote nach Erdbeben und Tsunami in Indonesien

"Unvorstellbares Leid"

Nach dem schweren Erdbeben und einem Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi mit Hunderten Toten ist am Samstag die Hilfe angelaufen. Die Lage sei unübersichtlich, so das Deutsche Rote Kreuz. Caritas International stellte Soforthilfe bereit.

Indonesien: Ein vom Erdbeben und einem darauf folgenden Tsunami zerstörtes Haus / © Rifki (KNA)
Indonesien: Ein vom Erdbeben und einem darauf folgenden Tsunami zerstörtes Haus / © Rifki ( KNA )

Nach den beiden schweren Erdbeben und einem Tsunami auf der indonesischen Insel Sulawesi ist die Zahl der Toten auf mehr als 830 gestiegen. Das erklärte die nationale Katastrophenschutzbehörde am Sonntag. Demnach stammten die Angaben hauptsächlich aus der schwer betroffenen Stadt Palu, in der insgesamt 350.000 Einwohner leben.

Papst betet für die Betroffenen

Beim Mittagsgebet am Sonntag sprach Papst Franziskus den Betroffenen sein Beileid aus. "Ich bete für die vielen Toten, die Verletzten und all jene, die ihr Zuhause und ihre Arbeit verloren haben", sagte der Heilige Vater den Gläubigen auf dem Petersplatz. Gott möge die Rettungskräfte bei ihrer schweren Arbeit stärken, fügte Franziskus hinzu.

Für diese Arbeit riefen Hilfsorganisationen bereits zum Spenden für die Katastrophenhilfe auf. "Indonesien wurde erneut von einer immensen Naturkatastrophe heimgesucht. Schon wieder hat ein Tsunami unvorstellbares Leid für Tausende Familien gebracht", sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Wir dürfen die Menschen in dieser schweren Stunde nicht alleine lassen." 

Kritik am indonesischen Tsunami-Warnsystem

Der Tsunami war am Freitag durch ein Beben der Stärke 7,5 vor Sulawesis Küste ausgelöst worden. Indonesiens Präsident Joko Widodo entsandte Soldaten in die Region, um Helfer bei der Suche nach Überlebenden und der Bergung von Leichen zu unterstützen. Weil Straßen durch Trümmer und Schlamm unpassierbar sind, können Helfer und Rettungskräfte nur schwer oder gar nicht in Regionen in der Nähe des Epizentrum der Erdbeben vordringen. Vize-Präsident Jusuf Kalla wurde von mehreren Medien mit der Aussage zitiert, dass es möglicherweise Tausende Tote geben könnte. Viele Opfer werden noch unter den Trümmern zerstörter Gebäude vermutet.  

Zudem wurde Kritik am indonesischen Tsunami-Warnsystem laut. Zwar hatte das nationale Zentrum für Meteorologie und Geophysik eine entsprechende Warnung herausgegeben, diese aber viel zu früh nach etwa 34 Minuten wieder aufgehoben. Das Kommunikationsministerium erklärte, man habe die Menschen durch SMS-Nachrichten warnen wollen, aber die Strom- und Telefonnetze seien aufgrund des Bebens und des Tsunami zusammen gebrochen. Nach Angaben des Katastrophenschutzes gab es an der Küste keine Sirenen.  

Der Inselstaat Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo es besonders häufig zu Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen kommt. Am 26. Dezember 2004 hatte ein Seebeben der Stärke 9,1 vor der Nordwestküste Sumatras einen Tsunami ausgelöst, bei dem in den Anrainerstaaten des Indischen Ozeans mehr als 230.000 Menschen ums Leben kamen.

Freiwillige des Indonesischen Roten Kreuzes im Einsatz

"Die Lage ist noch völlig unübersichtlich, in vielen Gebiete besteht überhaupt kein Kontakt", sagte Christof Johnen, Leiter Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz. Hunderte Freiwillige des Indonesischen Roten Kreuzes seien vor Ort im Einsatz.

Das katholische Hilfswerk Caritas International stellte nach eigenen Angaben 100.000 Euro Soforthilfe bereit. Die Menschen benötigten momentan voraussichtlich vor allem Nahrungsmittel, medizinische Hilfe und Notunterkünfte wie Zelte. Hilfsorganisationen riefen zu Spenden für die Opfer auf.

Am Freitag hatte ein Beben der Stärke 7,5 vor der Küste von Sulawesi einen Tsunami ausgelöst. Nach Angaben der indonesischen Katastrophenschutzbehörde kamen bis Samstagabend (Ortszeit) alleine in der schwer getroffenen Provinzhauptstadt Palu mit mehr als 350.000 Bewohnern mindestens 384 Menschen ums Leben, weitere 540 wurden schwer verletzt.

Reaktionen von Politikern

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich angesichts der Katastrophe erschüttert: "Erneut wurden Hunderte Menschen durch einen Tsunami getötet, erneut bringt eine Naturkatastrophe unfassbares Leid über eine ganze Region. Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei allen Indonesiern, die Freunde oder Familienangehörige verloren haben. Ich wünsche den Verletzten rasche Genesung und allen Menschen in Indonesien in diesen schweren Stunden Kraft und Zuversicht."

Bundeskanzlerin Angela Merkel schickte ein Kondolenztelegramm an Präsident Joko Widodo. "Ich möchte Ihnen und Ihrem Land mein tief empfundenes Beileid aussprechen", hieß es in dem Schreiben. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte.


Eine Frau wird in einem Armeekrankenhaus behandelt / © Tatan Syuflana (dpa)
Eine Frau wird in einem Armeekrankenhaus behandelt / © Tatan Syuflana ( dpa )

Nach Erdbeben in Indonesien / © Tatan Syuflana (dpa)
Nach Erdbeben in Indonesien / © Tatan Syuflana ( dpa )

Zerstörte Gebäude und Schutt nach dem Tsunami in Palu / © Uncredited (dpa)
Zerstörte Gebäude und Schutt nach dem Tsunami in Palu / © Uncredited ( dpa )
Quelle:
epd , KNA