Mehr Angriffe auf Kirchen und Moscheen im Jahr 2022

"Oberangriffsziel Religionsgemeinschaften"

Die Zahl der Straftaten gegen Kirchen, Moscheen und religiöse Symbole ist im vergangenen Jahr gegenüber 2021 gestiegen. Zugleich gab es weniger Angriffe auf Synagogen. Eine entsprechende Statistik wurde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Graffito gegen Jesus an einer Wand vor dem Augsburger Dom / © Christopher Beschnitt (KNA)
Graffito gegen Jesus an einer Wand vor dem Augsburger Dom / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Das Zahlen gehen aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten Statistik "Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2022" des Bundeskriminalamts (BKA) hervor.

Straubinger Madonna / © Rudolf Wichert (KNA)
Straubinger Madonna / © Rudolf Wichert ( KNA )

Die Zahl der Übergriffe auf Kirchen stieg demnach von 106 auf 118 und damit um gut 11 Prozent. Darunter waren 56 Sachbeschädigungen und 28 Propagandadelikte. Gegen Moschen wurden 62 Straftaten verübt, 14 Prozent mehr als 54 im Jahr 2021. Auch hier handelte es sich vor allem um Sachbeschädigungen und Propagandadelikte, für die mehrheitlich Rechtsextremisten verantwortlich gemacht wurden. Am deutlichsten war der Anstieg bei Straftaten gegen religiöse Symbole: Hier stieg die Zahl von 46 auf 64, also um knapp 40 Prozent.

"Oberangriffsziel Religionsgemeinschaften"

Insgesamt allerdings nahmen die Straftaten mit "Oberangriffsziel Religionsgemeinschaften" - wie es in dem Bericht heißt - leicht ab.

Symbolbild Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Rückgang sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Straftaten gegen "religiöse Repräsentanten" gegenüber 2021 um rund zehn Prozent - von 3.114 auf 2.804 Fälle - zurückging. Die Deliktzahl "im Zusammenhang mit Religionsgemeinschaften" war ebenfalls rückläufig - von 283 auf 233.

Am deutlichsten war der prozentuale Rückgang bei Übergriffen auf Synagogen. Hier verzeichneten die Sicherheitsbehörden im Berichtsjahr 28 Straftaten gegenüber 49 im Jahr 2021. Dabei handelte es sich vor allem um Sachbeschädigungen und Volksverhetzung, wofür ebenfalls mehrheitlich extrem rechte Täterkreise verantwortlich gemacht wurden.

Antisemitische Straftaten gehen zurück

Auch die Zahl der antisemitischen Straftaten ging 2022 um knapp 13 Prozent auf 2.641 zurück. BKA-Präsident Holger Münch sieht darin aber keinen Grund zur Entwarnung. Er verwies darauf, dass die judenfeindlichen Straftaten 2021 mit 3.027 Delikten einen Höchststand erreicht hatten.

Hakenkreuz-Graffiti auf jüdischem Friedhof / © Hadrian (shutterstock)
Hakenkreuz-Graffiti auf jüdischem Friedhof / © Hadrian ( shutterstock )

Zudem sei die Zahl der antisemitischen Gewaltdelikte mit 88 Fällen gegenüber 64 im Vorjahr sogar noch gestiegen. Münch ergänzte, dass ein Anstieg des islamistisch geprägten Antisemitismus zu beobachten sei, auch wenn die große Mehrheit der Delikte weiterhin offenbar im rechten Spektrum zu verorten sei.

Die Fallzahlen im Bereich "religiöse Ideologie" entsprachen mit 481 Delikten etwa dem Vorjahresniveau. Doch auch hier mahnte der BKA-Chef weiter zu Wachsamkeit. So bestehe nach wie vor eine anhaltend hohe Gefährdungslage durch den islamistischen Terrorismus in Deutschland.

Hintergrund: Vandalismus

Vandalismus bezeichnet eine dem Anschein nach blindwütige Beschädigung oder Verwüstung fremden Eigentums. Geprägt wurde der Begriff in der Französischen Revolution durch Bischof Henri Gregoire von Blois. Der Geistliche prangerte damit 1794 die ausufernde Kunstzerstörung radikaler Gruppen von Arbeitern und Handwerkern an. Das Wort leitet sich ab von einem germanischen Stamm, der im Jahr 455 in Rom einfiel. Die Wendung "wie die Vandalen hausen" ging in den allgemeinen Sprachgebrauch ein.

Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz (KNA)
Vandalismus in Kirchen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA