Manchmal mutet es noch an wie in den Kindertagen des Fernsehens: grieselige Bilder, gestörte Töne oder eine verunglückte Moderation. Doch die digitalen Angebote der Katholischen Akademien werden immer professioneller. Die Corona-Pandemie hat bei ihnen - wie auch in anderen Bildungseinrichtungen - einen technischen Innovationsschub ausgelöst.
In den digitalen Raum verlagert
Während zweier Lockdowns mussten die Akademien der 27 deutschen Bistümer und weiterer katholischer Träger ihre Angebote ins Digitale verlegen. Seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr gab es nur im Sommer und Herbst eine zeitweilige Rückkehr zu den Vorträgen und Podiumsdiskussionen über Fragen aus Kirche und Gesellschaft in der gewohnten Form - und das nur unter Hygiene-Auflagen und mit beschränkter Teilnehmerzahl.
Seither haben Kameraleute und Tontechniker, oft von außerhalb engagiert, wieder ein entscheidendes Wort mitzureden. Wo früher ein Akademie-Referent eine Veranstaltung im Alleingang über die Bühne bringen konnte, müssen sie ihn nun ins rechte Licht rücken, wenn die Live-Übertragung per Internet beginnt.
"Viel aufwändiger als bisher"
Dieses Streaming und mehr noch interaktive Formate, bei denen sich die Teilnehmenden schriftlich per Chat am Rande des Bildschirms oder sogar in Bild und Ton einschalten können, machen die Angebote "viel aufwändiger als bisher", wie Thomas Arnold, Akademie-Direktor des Bistums Dresden-Meißen, betont. Jede Möglichkeit des Publikums, sich zu Wort zu melden, muss dann von Mitarbeitenden der Akademie betreut werden, die dafür meist auch erst zu schulen waren. Bei großen Veranstaltungen gehen die zusätzlichen Kosten "in die Tausende", wie der Berliner Akademie-Direktor Joachim Hake überschlägt. Kooperationen etwa mit kirchlichen Hilfswerken können dann helfen, die Mittel aufzubringen.
Mit Blick auf die Teilnehmerzahlen ist es ein lohnendes Geschäft. So verzeichnete die Katholische Akademie im Haus am Dom von Frankfurt am Main im vergangenen Jahr 80.000 digitale Besucher zusätzlich zu den 7.000 vor Ort. 2019 waren es dagegen 29.000 Gäste im Haus und nur wenige Nutzer des YouTube-Kanals der Akademie. In stetig wachsenden Mediatheken sind die Aufzeichnungen vieler Akademien auch später abrufbar.
Höhere Reichweite
Podcast-Reihen zumeist als Audio-Beiträge, die abonniert und jederzeit abgerufen werden können, tragen einen wichtigen Teil zur Erfolgsbilanz bei. Nach Hakes Beobachtung werden sie verstärkt von einer - im Vergleich zum sonstigen Akademie-Publikum - jüngeren Klientel abgerufen; Arnold konstatiert überdies einen höheren Anteil an Frauen. In diesem Format sehen viele Akademien auch künftig eine wichtige inhaltliche Einstimmung oder Fortführung ihrer traditionellen Veranstaltungsformen mit örtlich versammelter Zuhörerschaft.
Die Digitalisierung bietet aber noch weitere Vorteile. Attraktive Angebote erreichen auf diese Weise Teilnehmende weit über die Stammkundschaft der Akademien hinaus, nach Hakes Einschätzung verstärkt auch Fachleute in Politik und Wissenschaft. Überdies lassen sich für Vorträge und Diskussionen prominente Expertinnen und Experten leichter gewinnen, wenn sie sich aus dem eigenen Büro oder gar vom heimischen Sofa für eine Stunde zuschalten können, so Siegfried Grillmeyer, der Leiter des Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Hauses. Denn manches zunächst analog geplante Programm wird zeitlich gestrafft, um die Zuschauer am Bildschirm nicht überzustrapazieren.
Die Kürze gibt in solchen Fällen indes nicht nur Würze. Die digitalen Rahmenbedingungen lassen manche Erkenntnisse, wie sie im Gespräch unter Teilnehmenden in einer Kaffeepause zu gewinnen sind, nicht zu. So freuen sich die Akademien auf die Zeit, wenn ihre Programme auch wieder "analog" stattfinden können. Die Akademie von Dresden-Meißen setzt dabei als nach eigenen Angaben bundesweit erste auf die digitale App "luca", die eine schnelle und verlässliche Nachverfolgung von Teilnehmer-Kontakten ermöglichen soll.