Künftiger rheinischer Präses Latzel blickt auf sein Amt

Kirche muss Hoffnung vermitteln

Der frühere Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt tritt am Samstag als neuer rheinischer Präses die Nachfolge von Manfred Rekowski an. Vorab spricht Thorsten Latzel über Herausforderungen der Corona-Zeit und das Osterfest.

Autor/in:
Ingo Lehnick
Thorsten Latzel / © Thomas Lohnes (epd)
Thorsten Latzel / © Thomas Lohnes ( epd )

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sieht der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, in der Vermittlung von Hoffnung "eine Schlüsselaufgabe unserer Zeit", besonders für Christen. Die Kirche könne "zu den Erfahrungen der Menschen in dieser Zeit einiges beitragen, weil wir eine 2.000-jährige Erfahrung im Umgang mit Krisen- und Leidenszeiten haben", sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Auch junge Leute werden ja durch die Pandemie stark belastet und erleben einen schweren biografischen Verlust."

Kirche zukunftsfähig machen

Die rheinische Kirche wolle zudem "dazu beitragen, dass sich unsere Gesellschaft nach der Pandemie zum Positiven entwickelt, etwa im Blick auf Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit", kündigte Latzel an, der am Samstag als neuer leitender Theologe der zweitgrößten deutschen Landeskirche in sein Amt eingeführt wird.

Als weiteren Schwerpunkt seiner bevorstehenden achtjährigen Amtszeit nannte er, Kirche zukunftsfähig zu gestalten. Kirche müsse weltoffen sein und stärker als Bewegung gedacht werden.

In der Impfdebatte plädierte Latzel dafür, die Einschränkung von grundlegenden Bürgerrechten zurückzunehmen, sobald dies verantwortbar ist. Dies stehe allerdings aktuell nicht zur Debatte, weil die Impfungen nicht so schnell vorankämen wie erhofft und zudem offen sei, ob Geimpfte weiter ansteckend sind und wie lange der Schutz hält.

In der Gesellschaft wolle die 2,4 Millionen Mitglieder zählende rheinische Kirche weiterhin den Zusammenhalt und die Demokratiefähigkeit fördern, betonte der 50-jährige promovierte Theologe. "Dabei stehen wir in einem konstruktiv-kritischen Verhältnis zur Politik." Im Blick auf antisemitische Tendenzen sei die Landeskirche wachsam und positioniere sich "sehr deutlich gegen jegliche Judenfeindschaft".

Gottesdienst-Formen an Ostern noch offen

Gut zwei Wochen vor Ostern ist nach den Worten Latzels noch offen, in welcher Form die Gottesdienste zum wichtigsten christlichen Fest gefeiert werden können. "Der Gottesdienst ist eine Herzkammer der evangelischen Kirche und natürlich werden wir an Ostern Gottesdienste feiern und die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu verkünden", sagte Latzel weiter. "Wir bereiten uns darauf vor, dass dies in Präsenz, digital oder in einer Mischform passieren kann."

Im vergangenen Jahr waren an den Osterfeiertagen wegen der Corona-Pandemie bundesweit alle Gottesdienste verboten. An Weihnachten wurden nur vergleichsweise wenige Präsenzgottesdienste unter strikten Auflagen und mit einer stark eingeschränkten Besucherzahl gefeiert.

In der Evangelischen Kirche im Rheinland seien an den bevorstehenden Feiertagen wie schon an Weihnachten die Gemeinden vor Ort für die Form der Gottesdienste zuständig, "weil sie die Lage in ihrer Region am besten beurteilen können", sagte Latzel, der in den kommenden acht Jahren an der Spitze der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit knapp 2,4 Millionen Protestanten steht. "Ich bin sicher, dass überall verantwortliche Lösung gefunden werden."

Amtseinführung mit prominenten Gästen

Erleichtert zeigte sich der 50-jährige promovierte Theologe darüber, dass es während der Corona-Krise "in evangelischen Landeskirchen keine nennenswerten Ansteckungsherde" gegeben habe. Die Gemeinden hätten sehr verantwortlich auf die Pandemie reagiert: "Wir halten uns strikt an die Vorgaben von politischer Seite - auch aus Überzeugung, weil wir Rücksicht nehmen und einander schützen wollen."

Der frühere Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt tritt am Samstag als neuer rheinischer Präses die Nachfolge von Manfred Rekowski an, der nach achtjähriger Amtszeit mit 63 Jahren in den Ruhestand geht. Zum Festgottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche werden auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki erwartet.


Quelle:
epd
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