Theologe Thorsten Latzel leitet künftig rheinische Landeskirche

Neuer Präses gewählt

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat einen neuen leitenden Geistlichen. Die wegen der Corona-Pandemie im Internet tagende Landessynode wählte den Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main, Thorsten Latzel zum Präses.

Thorsten Latzel / © Federico Gambarini (dpa)
Thorsten Latzel / © Federico Gambarini ( dpa )

Er ist Nachfolger von Manfred Rekowski; der an Leukämie erkrankte Geistliche geht Anfang März mit 63 Jahren in den Ruhestand.

Große Mehrheit der Stimmen

Latzel erhielt im ersten Wahlgang 113 Stimmen. Seine Gegenkandidaten, der Erfurter Theologe Reiner Knieling (57) und die Siegburger Superintendentin Almut van Niekerk (53), bekamen 17 beziehungsweise 57 Stimmen. Mit Latzel kommt erstmals der Präses aus einer anderen Landeskirche als der rheinischen.

Der neue Präses ist der Bruder des Bremer Pastors Olaf Latzel, der wegen homophober Äußerungen vom Amtsgericht (noch nicht rechtskräftig) zu einer Geldstrafe verurteilt und des Dienstes enthoben wurde. Von seinem Bruder hatte sich Thorsten Latzel deutlich distanziert und betont, dass Homosexualität "so normal wie Kaugummikauen" sei.

Arbeit an kirchlichen Reformprozessen

Der aus Wittgenstein in Südwestfalen stammende Theologe bearbeitete von 2007 bis 2013 im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) das Thema kirchliche Reformprozesse. Dabei beschäftigte er sich besonders mit der Frage, wie die Kirche die Generation der 20- bis 40-Jährigen verstärkt ansprechen kann.

"Mir ist es wichtig, dass wir als Kirche auf Augenhöhe bei den großen Fragen mitreden können", sagte der neue Präses vor der Synode. Er brenne für eine Kirche, die eine "weltoffene Gemeinschaft mit freiem Glauben ist."

Zu den künftigen Aufgaben der Kirche sagte Latzel, es sei wichtig, die Strukturen der Kirche angesichts einer kleiner, älter und ärmer werdenden Kirche umzubauen. Er wolle die Kirche konsequent von den Menschen her denken, so der neue Präses. "Was können wir tun, um die Menschen in ihrem Leben und Glauben zu stärken?"

Äußerung zur Debatte über den assistierten Suizid

Unmittelbar nach seiner Wahl äußerte sich Latzel auf Nachfrage auch zur aktuellen Debatte über den assistierten Suizid. Die Kirche respektiere, wenn Menschen sagen, dass sie selbst aus dem Leben scheiden wollen. "Aber ich glaube nicht, dass es unsere Aufgabe ist, in den kirchlichen und diakonischen Einrichtungen selber so ein Angebot zu machen." Dennoch begrüßte Latzel, dass Hannovers Landesbischof Ralf Meister und Diakoniepräsident Ulrich Lilie die Diskussion über den assistierten Suizid angestoßen haben. Beide vertreten die Ansicht, dass sich kirchliche Einrichtungen dem Suizid nicht verweigern sollten.

Die rheinische Landeskirche ist mit mehr als 2,45 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ihr Gebiet - weitgehend die einstige preußische Rheinprovinz - umfasst Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und des Saarlands.


Manfred Rekowski / © Erika Rebmann (KNA)
Manfred Rekowski / © Erika Rebmann ( KNA )

Die Theologin Almut van Niekerk stellt sich zur Wahl für die Nachfolge von Präses Rekowski / © Meike Boeschemeyer (epd)
Die Theologin Almut van Niekerk stellt sich zur Wahl für die Nachfolge von Präses Rekowski / © Meike Boeschemeyer ( epd )

Reiner Knieling / © Evangelische Kirche im Rheinland (epd)
Reiner Knieling / © Evangelische Kirche im Rheinland ( epd )
Quelle:
KNA
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