Rheinische Landessynode steht vor Präses-Wahl

Wahl des Rekowski-Nachfolgers

Für die Evangelische Kirche im Rheinland ist es eine Premiere: Wegen Corona kommt die evangelische rheinische Landeskirche nur virtuell zusammen - und wählt trotzdem eine neue Leitung.

Autor/in:
Josef Seeberger
Präses Manfred Rekowski (dpa)
Präses Manfred Rekowski / ( dpa )

Wegen Corona wählt die Landessynode am Donnerstag digital eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger von Präses Manfred Rekowski (62). Damit bestimmt erstmals das Parlament einer deutschen Landeskirche ihren leitenden Geistlichen durch eine internetbasierte Wahl.

Wegen Corona findet Sitzung digital statt

Pandemiebedingt tagt die Synode der mit mehr als 2,45 Millionen Mitgliedern zweitgrößten Landeskirche nicht wie sonst in Bad Neuenahr, sondern seit Montag per Videoschalte. Höhepunkt der Tagung ist die Präses-Wahl, bei der die rund 190 Delegierten sich zwischen einer Theologin und zwei Theologen entscheiden müssen. Rekowski hatte vor zwei Jahren erfahren, an einer chronischen Form von Leukämie zu leiden, und geht nach acht Jahren an der EKiR-Spitze am 20. März in den Ruhestand.

Nicht nur Theologen aus den eigenen Reihen nominiert

Traditionell hat die Synode der rheinischen Landeskirche, deren 37 Kirchenkreise in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland liegen, nur Theologen aus den eigenen Reihen zum Präses gewählt. Doch diesmal ist es anders: Nach einer Stellenanzeige in einer großen Wochenzeitung kamen Bewerbungen auch aus anderen Landeskirchen. Nominiert sind nun der Erfurter Theologe Reiner Knieling (57), der Frankfurter Akademiedirektor Thorsten Latzel (50) und - mit EKiR-Stallgeruch - die Siegburger Superintendentin Almut van Niekerk (53). Sie wäre bei einer Wahl die erste Frau im EKiR-Präsesamt.

Van Niekerk brächte zudem viel praktische Seelsorgeerfahrung mit. Besonders die Jugendarbeit hat für sie "höchste Priorität". Einsetzen will sie sich aber auch für gemeindenahes soziales Engagement. "Diakonie und Kirche gehören für mich unauflöslich zusammen", sagt sie. Wichtig ist ihr auch eine effizientere Arbeit der Kirche, etwa durch die in der Corona-Krise neu gewonnenen digitalen Möglichkeiten. Einen besonderen Schwerpunkt will die mit einem Südafrikaner verheiratete Theologin auch auf die weltweiten Beziehungen der rheinischen Landeskirche setzen.

Professor Reiner Knieling kommt aus Bayern. Er hat aber 16 Jahre im Rheinland gelebt und gearbeitet. Von 1995 bis 2011 lehrte er als Dozent an der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Seit fast zehn Jahren leitet er nun das Gemeindekolleg der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Neudietendorf bei Erfurt. Zudem ist der Experte für Kirchenentwicklung außerplanmäßiger Professor an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.

Kirche als "Kraftort" in und für die Gesellschaft

Knieling hat sich zum Ziel gesetzt, die Kirche nach außen hin stärker zu profilieren. Sie sei ein "Kraftort" in und für die Gesellschaft. "Unser Fokus als Kirche muss sein: Wir kümmern uns um Menschen und darum, was auch ihren Seelen gut tut", so der Theologe. Mit Blick auf die innere Organisation der Kirche will er sich dafür einsetzen, "dass wir eine gute Balance zwischen der Arbeitsmenge und der zur Verfügung stehenden Kraft haben".

Seinen Hut in den Ring geworfen hat auch der aus Wittgenstein in Südwestfalen stammende Thorsten Latzel. Er ist derzeit Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main. Im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beackerte er von 2007 bis 2013 das Thema Reformprozesse. Dabei beschäftigte er sich besonders mit der Frage, wie die Kirche die Generation der der 20- bis 40-Jährigen verstärkt ansprechen kann.

Kirchenparlamentarier konnten Bewerber nicht persönlich kennenlernen

Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche sollten sich mehr vernetzen, so Latzel, und sich die Kirche für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft einsetzen, etwa in der Flüchtlingspolitik. Klar distanziert hat er sich von seinem Bruder Olaf; der Bremer Pastor wurde wegen homophober Äußerungen vom Amtsgericht (noch nicht rechtskräftig) zu einer Geldstrafe verurteilt und des Dienstes enthoben. Homosexualität sei "so normal wie Kaugummikauen", so Thorsten Latzel.

Wegen der Corona-Pandemie konnten die Kirchenparlamentarier die Bewerber meist nicht persönlich kennenlernen. Deshalb kommt es für die drei nun sehr darauf an, wie sich der Landessynode am Donnerstag vorstellen.


 

Manfred Rekowski / © Erika Rebmann (KNA)
Manfred Rekowski / © Erika Rebmann ( KNA )
Quelle:
KNA