Mehr Menschen wenden sich an Antidiskriminierungsstelle

Wegen ethnischer Herkunft

Die Zahl der Beratungsanfragen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Das geht aus einem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht hervor.

 (DR)

Demnach wandten sich 3.455 Menschen an die Behörde, rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht der Stelle hervorgeht. Im Vergleich zu 2015 betrug der Anstieg sogar fast 70 Prozent.

Rassistische Angriffe nehmen zu

Die meisten Anfragen bezogen sich den Angaben zufolge auf eine Diskriminierung wegen ethnischer Herkunft oder rassistischen Zuschreibungen (31 Prozent). Danach folgten Geschlecht (29 Prozent), Behinderung (26 Prozent), Alter (14 Prozent), Religion (7 Prozent), sexuelle Identität (5 Prozent) und Weltanschauung (2 Prozent).

Mit Sorge beobachte man eine Radikalisierung der rassistischen Ressentiments in weiten Teilen der Gesellschaft, sagte der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke. Der Anstieg bei rassistischen Angriffen dürfte sich auch bei der Diskriminierung widerspiegeln. Zugleich seien von Alltagsrassismus Betroffene heute aber auch eher bereit, sich zu artikulieren und ihr Recht einzufordern. Auch die Sensibilisierung für Diskriminierung nehme zu.

Mehr als jede dritte Beratungsanfrage betraf Diskriminierung im Arbeitsleben (36 Prozent). Dazu zählten beispielsweise Benachteiligungen von Schwangeren oder Menschen mit zugeschriebenem Migrationshintergrund oder einer Behinderung. Auffällig sei der Anstieg der Beschwerden zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, von 91 Anfragen im Jahr 2016 zu 193 im vergangenen Jahr, erklärte Franke.

"Alltägliche Diskriminierungen nicht hinnehmen"

Am zweithäufigsten wandten sich Betroffene wegen Benachteiligungen in Alltagsgeschäften wie dem Mieten einer Wohnung an die Bundesstelle. "Alltägliche Diskriminierungen dürfen wir nicht hinnehmen, denn sie gefährden den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und beeinträchtigen die Lebenssituation und Lebenszufriedenheit der Menschen nachhaltig", sagte Diakonie-Vorstandsmitglied Maria Loheide. "Gesellschaftliche Ausschlüsse sind ein Sprengstoff des Zusammenlebens und betreffen insbesondere die Schwächsten unserer Gesellschaft."

Der evangelische Wohlfahrtsverband unterstütze die Forderung der Antidiskriminierungsstelle nach einer besseren Erfassung von Diskriminierung, hieß es. Franke sprach sich für ein "Diskriminierungsbarometer" aus, das etwa im Rahmen von Langzeitbefragungen Entwicklungen erfassen solle.

Die integrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Gökay Akbulut, forderte "ein entschiedenes Vorgehen gegen jede andere Form des Rassismus und einen wirksamen Schutz für die Opfer". Für viele betroffene Menschen sei die Realität auch 13 Jahre nach Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes unverändert geblieben. Das Problem sei auch eine unrealistische Vorstellung von Integration. Man müsse den Begriff der Integration durch echte Partizipation ersetzen.


Maria Loheide, Diakonie Deutschland / © Jens Büttner (dpa)
Maria Loheide, Diakonie Deutschland / © Jens Büttner ( dpa )
Quelle:
KNA