Appelle zum Weltfrauentag

Mehr Rechte für Mütter und Mädchen

Zum Weltfrauentag an diesem Sonntag haben mehrere Verbände und Organisationen mehr Frauenrechte gefordert. Der Familienbund der Katholiken postulierten insbesondere bessere Arbeitsbedingungen insbesondere für Mütter.

Appelle zum Weltfrauentag / © Tim Brakemeier (dpa)
Appelle zum Weltfrauentag / © Tim Brakemeier ( dpa )

Die Politik dürfe Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen nicht nur wortreich beklagen, sondern müsse für gerechte Bezahlung sorgen. Zudem forderte der Verband eine "finanzielle Anerkennung gesellschaftlich und ökonomisch wertvoller Familienarbeit".

Der größte katholische Frauenverband mahnte einen besseren Schutz von Frauenrechten an. "Frauen- und Menschenrechte sind die Basis der Demokratie", erklärte die Vorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil. Eine besondere Gefahr für die Rechte von Frauen gehe von Rechtspopulisten aus. Diese wollten eine Rückkehr zu "Geschlechterrollen, die Frauen in ihrer Freiheit einschränken und zu männlichem Besitz degradieren". Auch rechtsextreme Anschläge seien teils durch Frauenhass motiviert.

Weltweit alle Bürgerrechtlerinnen freilassen

Die internationale Gesellschaft für Menschenrechte forderte, weltweit alle Bürgerrechtlerinnen freizulassen. Die Weltgemeinschaft dürfte aus politischen Gründen inhaftierte Frauen nicht vergessen, so die Organisation. Die Aktivistinnen hätten sich gegen diktatorische Regime gestellt und dafür "mit ihrer Freiheit gezahlt".

Auf mehr Engagement gegen sexualisierte Gewalt gegen Kinder drängte die Menschenrechtsorganisation World Vision. Weltweit seien rund 15 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Junge Mädchen gelte es besonders vor Kinderheirat zu schützen. "Jede Minute werden 23 Mädchen gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sich nicht wollen", so Deutschland-Chef Christoph Waffenschmidt. Zwangs- und Frühheirat müsse verboten werden.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erinnerte an die Zeugung von Kindern bei Vergewaltigungen und die Folgen für die betroffenen Frauen und Kinder. Dies sei ein oft vergessener Aspekt. Betroffene werden laut der GfbV-Referentin für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten, Lina Stotz, "massiv diskriminiert". Hier sei dringend eine Lösung nötig. "Mütter und Kinder werden derzeit gegen ihren Willen getrennt - oft ohne Chance, sich später je wiederzufinden", so Stotz.

Die Menschenrechtsorganisation FIAN kritisierte, Frauen seien besonders oft von fehlendem Zugang zu Wasser betroffen. So müssten sie in Ländern des globalen Südens in acht von zehn Haushalten ohne Wasseranschluss für die Versorgung sorgen. Südlich der Sahara müssten Frauen etwa mehrmals täglich durchschnittlich rund 33 Minuten Fußweg in Kauf nehmen, um Wasser zu holen. Auf den Wegen seien sie häufig sexuellen Übergriffen ausgesetzt.

Verbände fordern weltweite Gleichberechtigung

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist nach Einschätzung von Nichtregierungsorganisationen noch nicht gesichert. Sie werde vielmehr "von autoritären und rechtsgerichteten Regimen und nichtstaatlichen Akteuren wieder zunehmend in Frage gestellt", sagte die stellvertretende Vorsitzende des entwicklungspolitischen Dachverbandes Venro, Maike Röttger, in Berlin. Zum Weltfrauentag am Sonntag mahnt der Verband, die Bundesregierung müsse sich für weltweite Gleichstellung der Geschlechter einsetzen.

35 Prozent der Frauen würden in ihrem Leben einmal Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt, so Venro. Nur drei Viertel hätten dieselben gesetzlichen Rechte wie Männer. "Stillstand oder Rückschritte im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit darf Deutschland nicht hinnehmen", so Röttger.

Die Organisation International Justice Mission erinnerte an Frauen und Mädchen, die in Sklaverei leben. Von geschätzten 40 Millionen betroffenen Menschen seien 71 Prozent weiblich, hieß es. Patriarchale Strukturen führten in vielen Regionen für Frauen zu geringerer Bildung, mangelndem Zugang zum Rechtssystem und einer größeren Verletzlichkeit für Ausbeutung, Zwangsheirat oder Arbeitssklaverei.

Steigende Verdienstlücke im Alter

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte eine Studie, nach der die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern mit dem Alter ansteigt. Ab dem 30. Geburtstag vergrößere sich der sogenannte Gender Pay Gap. Zwischen 49 Jahre alten Frauen und Männern liege er bei 28 Prozent. Die Hauptursache für diese Entwicklung seien unterschiedliche Erwerbsbiografien: "Familienbedingt pausieren Frauen ab einem Alter von 30 Jahren häufig zumindest vorübergehend von ihrem Job und reduzieren die Arbeitszeit, mitunter sogar dauerhaft - bei Männern kommt dies nur äußerst selten vor."

Auch bei vergleichbaren Erwerbsbiografien von Frauen und Männern bleibe eine Verdienstlücke von rund sechs Prozent. Mögliche Erklärungen dafür seien "offene oder subtile Formen der Diskriminierung oder geschlechterstereotype Vorstellungen", so die Autoren. Dieser Kreislauf müsse unterbrochen werden. Auch brauche es gezielte Anreize, um Sorgearbeit gleichmäßiger zu verteilen - etwa durch mehr Partnermonate beim Elterngeld, die Einführung einer Familienarbeitszeit oder eine Reform des Ehegattensplittings.


Quelle:
KNA