Krankenkassen und Sozialverband fordern Impfpflicht

Mehr Teilhabe und Lebensqualität ermöglichen

Die gesetzlichen Krankenkassen und die Bundesvereinigung Lebenshilfe begrüßen eine allgemeine Impfpflicht. Sie sei notwendig, um eine sehr vulnerable Gruppe zu schützen. Zudem fordern sie eine Lösung des "Pflegeproblems".

Debatte um Corona-Impfpflicht / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Debatte um Corona-Impfpflicht / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Die gesetzlichen Krankenkassen halten die Impfpflicht für Pflegekräfte für richtig. "Über neunzig Prozent der Pflegepersonen sind geimpft. Die Impfpflicht ist eine Ergänzung, die notwendig ist, weil die Pflegebedürftigen eine sehr vulnerable Gruppe sind. Es ist eine nachvollziehbare Entscheidung des Deutschen Bundestages", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer, der "Rheinischen Post" (Montag).

Verbesserung des Pflegesystems notwendig

Mit Blick auf den Pflegekräftemangel betonte Kiefer, er würde sich wünschen, dass sich die Pflegekräfte zur Durchsetzung ihrer Interessen systematischer organisierten - "das ist der entscheidende Hebel, um dann auch bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung durchzusetzen".

Er betonte: "Wir werden weiter viel ausbilden müssen und den Arbeitsalltag besser organisieren, etwa mit intelligenten Schichtsystemen in allen Pflegeheimen. Wir brauchen auch die Hilfe ausländischer Pflegekräfte, aber mit den notwendigen minimalen Sprachkenntnissen - sonst ist das eine erhebliche Qualitätseinbuße, denn gerade für alte Menschen in den Heimen ist das persönliche Wort unglaublich wichtig. Aber um es klar zu sagen: Die Lösung unseres Pflegeproblems können wir nicht importieren, die müssen wir als Gesellschaft schon selbst schaffen."

Lebenshilfe: allgemeine Impfpflicht bedeutet mehr Teilhabe

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe dringt auf eine allgemeine Corona-Impfpflicht. Dies würde den Schutz von Menschen mit Behinderung und deren Versorgung und Betreuung in der Pandemie verbessern, sagte die Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Ulla Schmidt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Eine allgemeine Impfpflicht bedeutet für Behinderte mehr Teilhabe, mehr Bewegungsfreiheit und mehr Lebensqualität bei gutem Infektionsschutz."

Die frühere SPD-Bundesgesundheitsministerin unterstrich, Solidarität dürfe nicht nur vom Pflege- und Klinikpersonal verlangt werden. Vielmehr müsse die gesamte Gesellschaft sich solidarisch zeigen gegenüber den in der Pandemie besonders Verletzlichen. Dazu zählten auch Menschen mit Behinderungen.

Fachkräftemangel entgegentreten

Zugleich appellierte Schmidt an den Bund, die durch die Corona-Pandemie ausgesetzte Rekrutierung von Fachkräften etwa aus Mexiko oder den Balkan-Staaten wieder aufzunehmen. "Der Fachkräftemangel bereitet auch der Behindertenhilfe Sorgen", sagte sie. Aktuell fielen in den integrativen Einrichtungen viele ausländische Kräfte wegen Reise- oder Rückkehrbeschränkungen aus. "Wir brauchen dringend eine Rekrutierung", sagte Schmidt.

Die Betreuungskräfte in der Behindertenhilfe stoßen laut Schmidt nach zwei Jahren Pandemie an ihre Grenzen. Für ihr Engagement zolle sie ihnen grenzenlosen Respekt. Eine finanzielle Prämie halten sie für lange überfällig.

Einen möglichen Einsatz des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für Booster-Impfungen bei Menschen mit Behinderungen beurteilte Schmidt grundsätzlich positiv. Allerdings müssten dies Menschen sein, die auf Behinderte zugehen und in einfacher Sprache mit ihnen sprechen könnten. "Wenn beides gegeben ist, könnte es gehen", sagte Schmidt.


Quelle:
epd , KNA