Pädagogin: Digitalisierungsschub verschärft Bildungsarmut

Mehr Unterstützung

Zu Hause haben es Kinder aus bildungsfernen Familien besonders schwer zu lernen. Eine Pädagogin fordert jetzt neue Unterstützungsmodelle.

Symbolbild Digitalisierung / © Nicolas Armer (dpa)
Symbolbild Digitalisierung / © Nicolas Armer ( dpa )

Der mit der Corona-Krise verbundene Digitalisierungsschub und das "Homelearning" im Schulunterricht verschärfen aus Sicht der Religionspädagogin Karin Peter das Problem der Bildungsarmut. Lehrpersonen und Schüler arbeiteten nun über Online-Plattformen, Videokonferenzen, Mails und Chats; "in unfassbar kurzer Zeit" habe sich vieles am normalen Schulbetrieb verändert, schreibt die Mitarbeiterin am Wiener Institut für Praktische Theologie in ihrem Blog "theocare.network" (Montag). Dabei würden viele abgehängt, denen die Voraussetzungen für diese Art des Lernens fehlten. Diesen benachteiligten Schülern müsse sich die Bildungspolitik künftig verstärkt und gezielt widmen.

Bildungsferne

Peter verwies auf das Problem "vererbter Bildungsarmut". Entscheidend für den Schulerfolg seien weniger die Talente und Fähigkeiten der Schüler als vielmehr Bildungsferne oder -nähe des Elternhauses. Die Umstellung auf den digitalen Lernbetrieb "zeigt und verschärft diesen Zusammenhang auf dramatische Weise", so die Religionspädagogin.

Ausstattung und Struktur

Fehlende technische Grundausstattung mit Computer oder Laptop stelle ein "sehr reales, aber vielleicht noch gar nicht das größte Problem" dar. Wo es an Platz und Ruhe mangele, wo keine Struktur und Unterstützung gewährt werden könnten, wo in einer auch wirtschaftlichen Krise andere Sorgen dominierten, "da ist konzentriertes Lernen einfach nicht möglich".

Digitalisierung und Solidarisierung

Je länger die Homeschooling-Situation andauere, desto nötiger sei die Entwicklung institutionalisierter Unterstützungsmodelle, so die Expertin. Die Aktivierung von Schulsozialarbeitern, die Kontakt zu den Schülern aufzunehmen versuchen, zu denen er abgebrochen ist, sei ein Anfang. Langfristig müsse dem jetzt so explosionsartigen Digitalisierungsschub ein Solidarisierungsschub folge. Schule und deren institutionelle Gestaltung müsse von denen her gedacht werden, denen es an familiärer Unterstützung mangelt.


Quelle:
KNA