Der Passauer Bischof Stefan Oster hat sich angesichts massiver Kritik bis hin zu Rücktrittsforderungen an den Papst klar zu Franziskus bekannt. Auf seiner Internetseite schreibt Oster: "Nein, ich sehe keinen Papst, der die Lehre umstürzen will, ich sehe auch keinen, der selbst vertuschen oder sein eigenes Süppchen kochen oder eigene Seilschaften knüpfen will. Ich sehe einen, der die Kirche konsequent in einen Weg der Erneuerung führen will, die weder einfach liberal noch konservativ ist."
Oster bezieht sich ausdrücklich auf Vorwürfe von Erzbischof Vigano, Franziskus habe in der Missbrauchsaffäre um Kardinal McCarrick mehr und früher Bescheid gewusst als später bekannt.
Er vertraue fest darauf, so der Bischof weiter, "dass Papst Franziskus aus der Kraft des Heiligen Geistes leben will und lebt, bei allem bloß Menschlichen, das auch ihm wie jedem von uns anhaftet". Vieles von dem, "was in der Kirche nur eitel, nur lügenhaft oder sogar böse und verbrecherisch ist," komme nicht deshalb zum Vorschein, weil der Papst in seiner Führung Fehler machen würde.
Vielmehr leuchte durch seine Verkündigung und Praxis ein Licht auf, "in dem erst deutlich wird, wie viel Dunkles, wie viel Abgründiges in der Kirche auch da ist".
"Ich glaube Papst Franziskus"
Dieses Dunkle und Abgründige, diese Lüge und Zweideutigkeit, auch das Verbrecherische könne sich vor allem dort behaupten, wo der Wille zur Wahrheit, das Streben nach Heiligkeit, nach Wahrhaftigkeit und Liebe zu wenig ausgeprägt sei. All dies könne überall dort unter der Decke bleiben, "wo wir als Gläubige und vor allem wir als Verantwortliche in der Kirche allzu kompromisshaft unseren Glauben leben, allzu bedacht auf das eigene Ansehen und den eigenen Vorteil".
"Ich glaube Papst Franziskus", betont Oster weiter. Er nehme ihm auch sein "aufrichtiges Bemühen für tieferen Glauben, mehr Hoffnung und größere Liebe und Barmherzigkeit ab - und sein unermüdliches Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in der Welt." Auch wenn der Papst schon mal "wie wir alle" womöglich Fehler mache, etwa wenn er Situationen oder Menschen vielleicht nicht sofort richtig einschätze.
Oster zeigt sich überzeugt, dass es in diesem Pontifikat eine "authentische, tief glaubwürdige Linie" gibt. Das zeigten nicht nur Texte wie "Evangelii gaudium", "Amoris laetitia" "Laudato si" und "Gaudete et exsultate" sowie verschiedene Initiativen des Papstes: "Es geht ihm wirklich um den Weg der Heiligkeit."
Mainzer Bischof fordert Loyalität und Unterstützung für Papst
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat unterdessen angesichts massiver Kritik bis hin zu Rücktrittsforderungen an den Papst zu Gebet und Unterstützung für Franziskus aufgerufen. "Es wird Zeit, sich hinter den Papst zu stellen und seine Bemühungen um Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention zu unterstützen", schrieb Kohlgraf am Montag auf seiner Facebook-Seite. Franziskus wird derzeit in mehreren Ländern kritisiert, bei der Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsskandale zu zögerlich zu handeln.
Kohlgraf betonte, Franziskus werde "von einigen" seit Beginn seines Pontifikats angegangen. Die Spitze dieser Bewegung bündele sich nun in den Vorwürfen, der Papst habe Bischöfe im Zusammenhang von Missbrauchsvorwürfen geschützt und müsse deshalb zurücktreten.
Damit sei der Boden einer sachlichen Kritik verlassen, so der Bischof. "Es kann nicht sein, dass Katholiken nur solange papsttreu sind, wie er ihre Meinungen vertritt." Wichtig sei, so Kohlgraf, den Papst besonders intensiv im Gebet zu begleiten: "Katholisch sein ohne Loyalität zum Papst geht nicht."
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, erklärte auf Twitter, er stehe hinter dem Papst und unterstütze "sein Bemühen um Aufklärung und Aufarbeitung". Seit Beginn seines Pontifikats gehe Franziskus konsequent den Weg der Erneuerung der Kirche, und er selbst folge ihm, so Fürst.
Görlitzer Bischof verteidigt Papst gegen Rücktrittsforderungen
Nach anderen deutschen Bischöfen hat sich auch der Görlitzer Oberhirte Wolfgang Ipolt hinter Papst Franziskus gestellt. "Es ist einfach, den Rücktritt des Papstes zu fordern, wenn andere - Bischöfe und Priester - schwere Fehler gemacht haben oder weggeschaut haben", erklärte Ipolt am Mittwoch mit Blick auf Vorwürfe, der Papst sei nicht konsequent genug gegen Missbrauch vorgegangen. "Wir können nicht wissen, wie viele Gespräche in manchem Fall schon geführt worden sind und wie wenig Reaktionen der Papst darauf erhalten hat." Wörtlich betonte der Bischof: "Ich kann dem Papst jetzt nur Starkmut und Zuversicht wünschen für seinen so wichtigen Dienst der Leitung."
Bereits am Wochenende hatte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick dazu aufgerufen, sich nicht mit der "pessimistischen und resignativen" Feststellung einer aus den Fugen geratenen Welt abzufinden. Er verwies dabei auf die Ereignisse in Chemnitz, aber auch "Missbrauch und Kämpfe im Vatikan".
Kardinal Schönborn stellt sich vor Papst Franziskus
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat Papst Franziskus gegen Rücktrittsforderungen verteidigt. In der Kirche gebe es "Kreise", die den Papst "möglichst bald loswerden wollen", schreibt er in seiner Freitags-Kolumne im Gratisblatt "Heute". Franziskus erlebe derzeit schwere Tage. Seine offene Art, die Dinge beim Namen zu nennen, stoße nicht überall auf Sympathie. "Auch nicht im Vatikan", so Schönborn. "Ich danke Gott für diesen so überzeugenden Hirten. Danke, Papa Francesco!"
Der Wiener Erzbischof bezog sich damit auf ein Memorandum des früheren Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, in dem er Papst Franziskus beschuldigt, von sexuellen Verfehlungen des ehemaligen Washingtoner Erzbischofs Theodore McCarrick gewusst und sie geduldet zu haben. Der Papst solle deshalb zurücktreten und damit ein Vorbild für die Bischöfe sein. McCarrick wird unter anderem vorgeworfen, in der Vergangenheit junge Seminaristen zum Sex gezwungen zu haben.
Als Kardinal Jorge Mario Bergoglio vor fünf Jahren zum Papst gewählt wurde, habe er "frischen Wind in die Kirche" gebracht, so Schönborn in seiner Kolumne. Der Papst zeige sich als Kämpfer gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung und für den Schutz der Umwelt, lobte der Wiener Erzbischof. Sein Herz gehöre den Armen und Menschen am Rande der Gesellschaft wie den Flüchtlingen und Migranten. "Und mit großer Entschiedenheit geht er gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche vor", nahm Schönborn den Papst in Schutz vor anderslautenden Vorwürfen.
Die Papstgegner würden Fragen aufwerfen wie: "Hat er nicht doch zu wenig aufgeklärt? Gar manches zugedeckt?" Franziskus habe selber Fehler zugegeben, nahm Schönborn indirekt Bezug auf die Chilereise des Papstes, nach der er sich bei Missbrauchsopfern für seine Wortwahl entschuldigt hatte. Entscheidend sei freilich, aus Fehlern zu lernen, betonte der Kardinal: "Das hat Papst Franziskus gezeigt."