Er hat Deutschlands Fernsehunterhaltung maßgeblich geprägt. Mit Sendungen wie "Kölner Treff", "Bio's Bahnhof" oder "Boulevard Bio" gehörte Alfred Franz Maria Biolek, kurz Bio, über Jahrzehnte zu den beliebtesten Moderatoren und Entertainern im TV. Sein langgezogenes "Hmmm" war nicht nur das Markenzeichen seiner Koch-Talk-Show "Alfredissimo", sondern reizte auch Kabarettisten zur Nachahmung. Auch seine Kochbücher wurden Bestseller.
Am Mittwoch feiert der Jurist, Produzent und Entertainer seinen 85. Geburtstag. Immer wieder setzte sich Biolek, der Köln als seine Heimat und sein Zuhause bezeichnet, mit der katholischen Kirche auseinander, in der er aufgewachsen war. So bezeichnete er die Kirche als "das älteste und erfolgreichste Showbusiness, das es gibt".
"Ich wurde streng katholisch erzogen"
Zugleich forderte er vom Papst, die negative Haltung zu künstlichen Verhütungsmitteln aufzugeben. "Ich wurde streng katholisch erzogen", berichtete er 2011 in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wir haben uns in unserem Alltag sehr katholisch verhalten. Damit meine ich nicht nur Gebete, sondern besonders auch das wertschätzende Verhalten anderen Menschen gegenüber."
Geboren wurde Biolek am 10. Juli 1934 als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Klosterschülerin und Laienschauspielerin in Freistadt in der damaligen Tschechoslowakei. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie nach Einnahme der Stadt durch die Rote Armee vertrieben und ließ sich in Waiblingen bei Stuttgart nieder.
Feine Nase für Talente
Er studierte Jura und trat 1963 als Justiziar in die Rechtsabteilung des ZDF ein. Doch schnell wechselte er ins Programm, unter anderem als Moderator in Sendungen wie "Tips für Autofahrer", "Urlaub nach Maß", "Nightclub" und "Die Drehscheibe". 1969 kündigte er beim ZDF und wechselte zur Münchner Film-Fernseh-Produktionsgesellschaft Bavaria. Dort schaffte er mit Rudi Carrells "Am laufenden Band" seinen Durchbruch als Produzent.
Gerühmt wurde seine feine Nase für Talente: Er holte Monty Python nach Deutschland und entdeckte in der Amsterdamer Kleinkunstszene Hermann van Veen.
Eine unangenehme, aber auch heilsame Erfahrung
Auch privat wurde 1969 ein einschneidendes Jahr für ihn: Er brach mit seinem bürgerlichen Leben und begann, offen schwul zu leben. "1969, als der Paragraf gegen die Schwulen abgeschafft wurde, habe ich meine Krawatten rausgerissen und weggeschmissen und angefangen, ein anderes Leben zu leben", erinnert sich Biolek. 1991 wurde er in der RTL-plus-Talkshow "Explosiv - der heiße Stuhl" vom Filmemacher Rosa von Praunheim geoutet. Eine für ihn unangenehme, aber letztlich auch heilsame Erfahrung: "Ich habe einen Schlag bekommen, der sehr weh getan hat, aber irgendwo hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war."
Selbst zum Star wird er mit der Revue "Bio's Bahnhof" (1978-1992), der Talkshow "Boulevard Bio" (1991-2003) und der Koch-Talk-Show "Alfredissimo" (1994-2007). Umstritten war sein weicher, plaudernder und verständnisvoller Interviewstil, der auch Franz-Josef Strauß oder Helmut Kohl in seine Show kommen ließ. Während manche Kritiker von gepflegter Unterhaltung sprachen, kritisierten andere ein anbiederndes Verhalten. 2006 zog sich Biolek aus dem TV-Geschäft zurück.
Soziales Engagement im Kampf gegen Aids und für Sexualaufklärung
Seinen hohen Bekanntheitsgrad nutzte der TV-Star, der bis heute kein Internet und Smartphone hat, auch für soziales Engagement. Als erster Deutscher wurde er im Jahr 2000 in New York zum UN-Sonderbotschafter für Weltbevölkerung ernannt, engagierte sich im Kampf gegen Aids und für Sexualaufklärung. 2005 gründete Biolek die "Alfred Biolek Stiftung - Hilfe für Afrika", die sich dafür einsetzte, jungen Menschen in Afrika einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
Mehrfach sprach Biolek in den vergangenen Jahren über den Tod. Er habe keine Angst davor, sagte er vergangenes Jahr der "Bild"-Zeitung. "Wenn er kommt, dann kommt er. Und in meinem Alter darf der Tod auch zu mir kommen." Und ob danach noch etwas kommt? "Ich denke, dass dann erstmal alles vorbei ist", erzählte Biolek, der sich weiterhin als gläubig bezeichnet, am Samstag dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Ich habe keine Ahnung. Aber ich sehe das entspannt. Ich sage mir einfach, da kommt wohl irgendwas, mal sehen."