An der Loveparade-Gedenkstätte in Duisburg haben am Sonntagabend zahlreiche Menschen der Opfer des Unglücks vor sechs Jahren gedacht. Bei der von der Stadt geplanten "Nacht der 1000 Lichter" entzündeten sie mehrere Hundert Grablichter und stellten sie am Gedenkort und im Tunnel davor auf.
Viele sind bis heute schwer traumatisiert
Am 24. Juli 2010 waren an einer engen Stelle im Zugangsbereich zu der Technoparade im Gedränge 21 junge Menschen zu Tode gedrückt worden. Mindestens 652 Menschen erlitten Verletzungen. Viele sind bis heute schwer traumatisiert.
Bereits am Nachmittag hatte es eine nichtöffentliche Veranstaltung an der Gedenkstätte gegeben. Sie war Angehörigen und angemeldeten Traumatisierten vorbehalten. 21 Glockenschläge erinnerten bei der Veranstaltung der "Stiftung Duisburg 24.7.2010" am Sonntag am Unglücksort an die Verstorbenen.
Keramikplatten erinnern an Verstorbene
Am Donnerstag waren an der Gedenkstätte 21 Keramikplatten angebracht worden, die an die Toten erinnern sollen. Auf 16 von ihnen sind Bilder und Namen der Opfer zu sehen.
Am Samstag gedachten Eltern der Opfer in einem Gottesdienst ihrer ums Leben gekommenen Kinder. Auch der Gedenkgottesdienst in der evangelischen Salvatorkirche in Duisburg fand auf Wunsch der Angehörigen nicht-öffentlich statt.
Pfarrer Jürgen Thiesbonenkamp, Kuratoriumsmitglied der "Stiftung Duisburg 24.7.2010", rief in einer Ansprache zur Aufklärung der Katastrophe auf. Es gehöre auch zur Würde der Verstorbenen, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahren müsse, sagte der Vorsitzende des rheinischen Bibelwerks und langjährige Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe.
Pfarrer ruft zur Aufklärung der Katastrophe auf
Nachdem das Landgericht Duisburg die Eröffnung eines Strafprozess abgelehnt habe, müssten nun juristisch und politisch neue Anstrengungen unternommen werden, "dass die Namen der Verstorbenen nicht noch lange dieser Ruhelosigkeit ausgesetzt bleiben", erklärte Thiesbonenkamp laut Predigtext. Er rief die Trauernden auf, sich gerade im Namen der Opfer dem Leben zu öffnen, das diesen verwehrt geblieben sei zu leben.
Über die Eröffnung eines Strafprozesses muss zurzeit das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheiden, nachdem das Landgericht Duisburg eine Eröffnung im April abgelehnt hatte. Als Grund nannten die Richter, dass das zentrale Beweismittel, das Gutachten des britischen Panikforschers Keith Still, nicht verwertbar sei. Die Staatsanwaltschaft Duisburg sowie die Nebenklägeranwälte legten Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf ein. Ende Juni kündigte die Staatsanwaltschaft Duisburg an, ein weiteres Sachverständigengutachten einzuholen. Sie wirft in ihrer Anklage vier Mitarbeitern der Veranstalterfirma Lopavent und sechs Bediensteten der Stadt Duisburg unter anderem fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor.
Petition der Opfer für Strafprozess
Hinterbliebene der Opfer wollen am Montag eine Petition für die Eröffnung eines Strafprozesses an das Oberlandesgericht Düsseldorf überreichen. Mehr als 360.000 Menschen unterzeichneten bis zum Sonntagnachmittag das Gesuch auf der Plattform change.org.
Initiatorin ist Gabi Müller, deren Sohn Christian bei dem Unglück ums Leben kam.