Menschen im Bistum Aachen wünschen sich Kirchenreformen

Zwischenbilanz des "Dialogprojektes"

Kreativere Gottesdienste, gute Angebote für Jugendliche und einen anderen Umgang der Kirche mit Geschiedenen und Homosexuellen – das fordern die Teilnehmer des von Bischof Dieser angestoßenen "Dialogprojekts" in Aachen.

Bistum Aachen stellt Eckpunkte des "Heute bei dir"-Prozesses vor / © Marius Becker (dpa)
Bistum Aachen stellt Eckpunkte des "Heute bei dir"-Prozesses vor / © Marius Becker ( dpa )

Im Bistum Aachen zog Generalvikar Andreas Frick am Freitag vor Journalisten eine positive Zwischenbilanz des vor acht Monaten gestarteten "Heute bei dir"– Gesprächsprozesses.

50 Küchentisch-Gespräche außerhalb des Kirchenmilieus

20 Prozent der bisher rund 2.000 Teilnehmer entstammten nicht dem Kirchenmilieu, so Frick. Das sei "ein guter Anfang". Mit der Aktion sei es gelungen, Grenzen zu überschreiten, ergänzte der Koordinationsbüro-Leiter des "Heute bei dir" – Prozesses, Jürgen Jansen.

Bischof Dieser hatte zu Jahresbeginn den Dialogprozess angekündigt, mit dem auch Menschen angesprochen werden sollen, die sich von der Kirche entfernt haben oder noch keine Berührung mit ihr hatten.

In einer ersten Phase führten er, der Generalvikar und die beiden Aachener Weihbischöfe rund 50 Küchentisch-Gespräche in Privathaushalten, an denen laut Bistum etwa 520 Menschen teilnahmen.

Lebendige Gottesdienste, Rolle der Frau, gemeinsame Kommunion

Hinzu kamen "meet&eat"–Veranstaltungen in den acht Bistumsregionen mit jeweils 120 bis 180 Teilnehmern. Aus allen Begegnungen seien 3.400 Einzelaussagen dokumentiert worden, hieß es. Die Teilnehmer plädierten den Angaben zufolge für Gottesdienste mit lebensnaheren Predigten, moderner Musik und jugendrelevanten Themen.

Gefordert wurde zudem, die Präsenz der Kirche in sozialen Netzwerken und im Internet zu verstärken – etwa durch Online-Gemeinden per Skype. "Das Thema Jugend durchzieht wie ein roter Faden alle Rückmeldungen", sagte Jansen. So werde auch dem Religionsunterricht große Bedeutung beigemessen, weil junge Menschen oft nur dort mit Glaube und Kirche in Kontakt kämen.

Laut Jansen und Frick wurde auch Kritik am Zölibat, an der Rolle der Frau in der Kirche, am "Nein" zu praktizierter Homosexualität sowie dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen geübt. Zudem sei der Ruf danach laut geworden, dass der evangelische Partner in einer gemischtkonfessionellen Ehe an der Kommunion teilnehmen kann.

Projekt ist auf drei Jahre angelegt

Der "Heute bei dir"– Prozess startet im November in seine nächste Phase. In drei großen Foren sollen die Themen Gottesdienstgestaltung, das karitative Handeln der Kirche und ihre Präsenz an Orten wie Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen beraten werden.

Diese und andere Themen greifen auch 13 "Teilprozessgruppen" auf, die sich ab Ende Oktober regelmäßig treffen. Insgesamt ist der Dialogprozesse auf drei Jahre angelegt. 2021 sollen dann auch Entscheidungen über Strukturreformen in der Diözese fallen.


Bischof Helmut Dieser / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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