Kongolesischer Bischof hält UN-Friedensmission für ineffektiv

"Menschen werden wie Tiere geschlachtet"

Der kongolesische Bischof Melchisedec Sikuli Paluku hat angesichts des blutigen Konflikts im Osten des Landes der Regierung Versagen vorgeworfen. Er kritisierte auch die dort stationierten UN-Truppen.

Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo / © Sergey Uryadnikov (shutterstock)
Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo / © Sergey Uryadnikov ( shutterstock )

Wie das päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" mitteilte, bezeichnete der Bischof den UN-Einsatz als "komplett uneffektiv". Für die seit April in der Region anhaltenden gewalttätigen Proteste der Zivilbevölkerung zeigte er Verständnis: "Man kann den Menschen, die wie Tiere geschlachtet werden, nicht einfach sagen, dass sie schweigen und nichts tun sollen."

Die Bevölkerung protestiere damit nicht nur gegen die UN-Truppen, sondern vor allem wegen der anhaltenden Konflikte, "die nie geklärt worden sind und die noch immer andauern", so der Bischof aus Butembo-Beni. Schwere Vorwürfe erhob er auch gegen die Regierung des Landes. "Ich erkenne kein Zeichen der Besorgnis aufseiten der kongolesischen Regierung. Entweder ist es Schwäche oder Komplizenschaft."

Rund 6.000 Tote durch Milizen

Laut Zahlen der kongolesischen Bischofskonferenz sind in der Region Beni seit 2013 mehr als 6.000 Menschen durch Milizen ums Leben gekommen. "Es wird geschätzt, dass es drei Millionen Binnenflüchtlinge gibt; etwa 7.500 Menschen wurden verschleppt", so der Bischof.

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo wird seit zwei Jahrzehnten von Rebellenangriffen heimgesucht. Größte Gruppe sei aktuell die ADF (Allied Democratic Forces). Bereits seit 1999 seien Blauhelmtruppen im Rahmen der UN-Friedensmission Monusco stationiert. Mitte April hatte Präsident Felix Tshisekedi nach einem viermonatigen Machtkampf mit Amtsvorgänger Joseph Kabila eine neue Regierung vorgestellt. Diese erklärte die Sicherheit im Osten des Landes zur Priorität. Doch kurz nach Amtsantritt eskalierte die Gewalt erneut.

Religiöse und wirtschaftliche Interessen

Beobachter vermuteten hinter der Rebellengruppe ADF ein dschihadistisches Netzwerk, heißt es. Die Behauptung der Gruppe, es gehe ihr nicht um eine religiös-extremistische Agenda, wies Sikuli Paluku zurück: "Alle, die von diesen Terroristen entführt wurden und fliehen konnten, berichten dasselbe: Sie wurden vor die Wahl gestellt zwischen Tod und Konversion zum Islam."

Zudem gehe es um wirtschaftliche Interessen, so der Bischof. In der an Bodenschätzen reichen Region werde vielfach illegal Koltan abgebaut, das etwa für Smartphones gebraucht wird. Die Rohstoffe würden illegal über die Grenze nach Ruanda geschafft und dort weiterverarbeitet.


Quelle:
KNA