Menschenrechtler beklagen steigende Zahl verhafteter Christen im Iran

"Für den Besitz einer Bibel ins Gefängnis"

Der Iran ist bekannt für die Verfolgung von Minderheiten. Menschenrechtler berichten seit längerem von steigenden Verhaftungen von Christen. Auch Angehörige der Bahai sind in den Blick des Regimes geraten.

Symbolbild Christenverfolgung / © moomin201 (shutterstock)
Symbolbild Christenverfolgung / © moomin201 ( shutterstock )

Menschenrechtler bewerten die Situation für Christen, Bahai und weitere religiöse Minderheiten als "weiterhin katastrophal". Allein 2023 seien mindestens 160 Iraner für ihren christlichen Glauben verhaftet worden, teilte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte am Dienstag in Frankfurt mit. 2022 waren es demnach 143 und im Jahr davor 59.

"Letzte Woche erfuhr ich von einem Mädchen in Karadsch, der beim Verhör die Fingernägel herausgerissen wurden. Sie sollte Informationen über Mitglieder ihrer christlichen Gemeinde verraten", berichtete die aus dem Iran stammende Pastorin Mahin Mousapour. Sie kam 1985 nach Deutschland und konvertierte zum Christentum. Die studierte Theologin berichtete von zerstörten Kirchen und verfolgten Christen, die für den Besitz einer Bibel ins Gefängnis kommen könnten.

Grauenhafte Foltermethoden

In Haft würden Inhaftierte etwa mit Flaschen vergewaltigt, mit Kabeln geschlagen und durch Lichtfolter dauerhaft am Schlaf gehindert, so Mousapour. Dies geschehe mutmaßlich aus Furcht vor einem Machtverlust der Regierung. Schon die pure Teilnahme an einer Party könne mit Schlägen geahndet werden.

Im Iran sei das Restaurant seines Vaters angezündet worden, er selbst von der Sittenpolizei geschlagen worden. "Sie wollten, dass ich Freunde belaste, weil sie Bahai sind", berichtete der 23-Jährige. Als nicht anerkannte religiöse Minderheit werden die Bahai im Iran durch das Mullah-Regime systematisch unterdrückt. Yarians Mutter arbeitete für eine Bahai-Gemeinde, wodurch ihre gesamte Familie ins Blickfeld der Sicherheitskräfte geriet.

Flucht nach Deutschland

Die Bahai-Religion wurde im 19. Jahrhundert von Mirza Hussein Ali Nuri (1817-1892) in Persien gestiftet. Aus dem schiitischen Islam hervorgegangen, versteht sie sich als jüngste monotheistische Offenbarungsreligion. Sie vertritt die Idee der Einheit der Menschheit und lehnt Alleinvertretungs- und Absolutheitsansprüche ab.

Aus Sicht der Gesellschaft für Menschenrechte ist auch der neue iranische Präsident Massud Peseschkian kein Vertreter einer Politik der Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten. "Menschen werden nur aufgrund ihres Glaubens entrechtet", sagte der Sprecher der Menschenrechtsorganisation, Valerio Krüger. "Es gibt dort eine Herrschaft der islamischen Rechtsgelehrten, die mit Russland und China zur internationalen Achse der Bösen gehört."

Kirche in Not sammelt Spenden für den Irak

"Kirche in Not" ist ein internationales katholisches Hilfswerk, das Benedikt XVI. 2011 zur päpstlichen Stiftung erhoben hat. Gegründet wurde es 1947 vom niederländischen Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten (1913-2003), der heimatvertriebenen deutschen Katholiken helfen und damit zur Aussöhnung von Kriegsgegnern beitragen wollte. Weil der Ordensmann bei flämischen Bauern unter anderem Hunderte Tonnen Speck sammelte, wurde er als "Speckpater" berühmt.

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
Quelle:
KNA