Menschenrechtler: China schikaniert Mekka-Pilger

Mit GPS-Halsband zur Wallfahrt?

Die chinesische Regierung erschwert nach Einschätzung von Menschenrechtlern die Pilgerreisen von muslimischen Staatsbürgern nach Mekka. Pilger würden gezwungen, "ein Halsband mit GPS- und QR-Code zu tragen".

Pilger kommen zur Hadsch / © Yahya Arhab (dpa)
Pilger kommen zur Hadsch / © Yahya Arhab ( dpa )

Hintergrund sei, dass Muslime unter "Generalverdacht" gestellt würden, Staatsfeinde zu sein, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag in Göttingen mitteilte. Den Angaben zufolge werden Pilger zudem mit GPS-Ortungssystemen ausgestattet.

"Massive Verletzung der Religionsfreiheit"

Sie würden dazu gezwungen, "ein Halsband mit GPS- und QR-Code zu tragen, dem jederzeit Name, Adresse, Foto und aktueller Standort über eine entsprechende App zu entnehmen sind", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius. Das sei menschenverachtend und außerdem eine "massive Verletzung" der in der Verfassung zugesicherten Religionsfreiheit. "So werden Chinas Muslime zu Bürgern zweiter Klasse gemacht."

Die staatliche Islamische Vereinigung Chinas begründet nach Angaben der Menschenrechtler die Ausstattung mit GPS-Ortungssystemen mit der Sorge um die Sicherheit der Pilger. So könne verhindert werden, dass sich Teilnehmer der Reisegruppe verlören, hieß es. Der GfbV zufolge berichteten Pilger von vergangenen Reisen nach Mekka, dass "Hunderte Mitarbeiter der Staatssicherheit" die Gläubigen während der Reise überwachten, um Regimekritik zu verhindern.

Höchstens ein Angehöriger pro Familie

Die Zahl der chinesischen Mekka-Pilger reduzierte sich laut GvbV stetig: Während 2016 noch etwa 14.500 Muslime dorthin reisen durften, waren es ein Jahr danach rund 12.800. Im Jahr 2018 dürfen demnach nur 11.500 chinesische Staatsbürger fahren. Besonders strenge Auflagen gälten für Uiguren: Sie müssten mindestens 60 Jahre alt sein und sich schriftlich zur Führungsrolle der Kommunistischen Partei bekennen. Auch dürfe höchstens ein Angehöriger einer Familie pilgern.

Die rund 10 Millionen Uiguren sind den Angaben zufolge nach den Hui die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe unter den 23 Millionen Muslimen in China. Laut Schätzungen durften die Uiguren 2017 aber nur 1.400 der Mekka-Pilger aus der Volksrepublik stellen.

Haddsch nach Mekka hat begonnen

Am Sonntag hatten die Eröffnungsriten der Haddsch genannten Wallfahrt ins saudi-arabische Mekka begonnen. Bis Freitag werden dort etwa zwei Millionen Muslime aus aller Welt die verschiedenen Riten vollziehen. Als eine der fünf Säulen des Islam ist die Pilgerreise für physisch gesunde und finanzkräftige Muslime Pflicht und sollte zumindest einmal im Leben erfüllt werden. (KNA)

Hadsch / Haddsch

Die Wallfahrt nach Mekka, arabisch Haddsch, ist eine der fünf Grundpflichten des Islam. Laut Koran soll jeder Muslim und jede Muslimin einmal im Leben die heiligen Stätten besuchen, sofern er oder sie gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist. Der Haddsch findet jährlich an den festgelegten Tagen des islamischen Monats Dhu l-hidscha statt. Zuvor begibt sich der Pilger in einen rituellen Weihezustand (ihram), äußerlich erkennbar an der Kleidung aus weißen Tüchern.

Pilger kommen zur Hadsch / © Yahya Arhab (dpa)
Pilger kommen zur Hadsch / © Yahya Arhab ( dpa )
Quelle:
KNA